Politik

Bundesarbeits­minister Heil kündigt Offensive für psychische Gesundheit an

  • Montag, 7. September 2020
Hubertus Heil /picture alliance/dpa
Hubertus Heil /picture alliance/dpa

Teltow – Die Bundesregierung will eine Offensive für psychische Gesundheit am Arbeits­platz starten. Das kündigte Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) heute an. „Wir wer­den das dieses Jahr starten“, sagte Heil beim Besuch einer Rehabilitationseinrichtung.

Heil erwartet auch Auswirkungen der Coronapandemie auf die psychische Gesundheit vieler Menschen. „Das wird eine ganze Menge psychosozialer Folgen haben.“ Die Krise sei für viele Menschen ein Einschnitt und belaste die Psyche. Dies müsse langfristig bearbei­tet werden.

Beteiligt an der Offensive sollen auch Familienministerin Franziska Giffey (SPD) und Ge­sundheitsminister Jens Spahn (CDU) sein. „Wir brauchen eine umfassende Strategie“, be­tonte Heil. Im Kampf gegen das Problem müsse Arbeitsmarktpolitik, Arbeitsschutz und Gesundheits- sowie Familienpolitik Hand in Hand gehen.

Die Zahl der Tage mit Arbeitsunfähigkeit nach Krankschreibungen steigt seit Jahren an – allein zwischen 2008 und 2016 um mehr als 60 Prozent. Besonders stark nahmen mit fast 125 Prozent Krankheitstage wegen psychischer und Verhaltensstörungen zu. Bei Krank­hei­ten des Muskel-Skelett-Systems und des Bindegewebes, nach wie vor die häufigste Ursache, betrug die Zunahme nur 62 Prozent.

Psychische Belastungen am Arbeitsplatz könnten unterschiedliche Ursachen haben, so Heil. Auch frühkindliche Belastungen, Traumatisierung, genetische Disposition, aber auch körperliche Erkrankungen könnten eine Rolle spielen. „So komplex das Bild ist, so kom­plex muss die Strategie dagegen sein.“

Beteiligt an der geplanten Offensive würden etwa die Rentenversicherung als Trägerin von Reha-Leistungen, die Unfallversicherung und Selbsthilfe-Organisationen. Zentral sei es zunächst, das Thema psychischer Leiden „aus der gesellschaftlichen Tabuecke“ zu ho­len. „Wir fangen an mit einer Aufklärungskampagne“, sagte Heil.

In der Coronakrise könnten die Menschen darauf vertrauen, dass ihnen auch geholfen wer­de, wenn sie nach der Akutphase noch weiter unter einer COVID-19-Erkrankung lei­den, sagte die Präsidentin der Deutschen Rentenversicherung, Gundula Roßbach. Das gelte auch für psychische Folgen.

Wie Roßbach betonte, unterstützt die Rentenversicherung private Reha-Träger in der Krise mit rund 400 Millionen Euro. Übermorgen will das Bundeskabinett nach Heils Angaben das in dem Bereich maßgebliche Sozialdienstleister-Einsatzgesetz verlängern.

dpa

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