Coronanotbetrieb über die Feiertage: Schnell ein Test vorm Fest?

Berlin – Viele Menschen wollen sich kurz vor Weihnachten noch auf SARS-CoV-2 testen lassen. Einige kommerzielle Testzentren sind jedoch bereits bis ins nächste Jahr ausgebucht. Wo sich Patienten noch in diesem Jahr testen können und wie auch nicht-coronabedingte Beschwerden versorgt werden, stellten mehrere Kassenärztliche Vereinigungen (KVen) und Landesgesundheitsbehörden klar. Einheitliche Regelungen gibt es dabei nicht.
„Wir haben den Eindruck, dass sich jeder noch vor Weihnachten testen lassen will“, sagte Thomas Fasshauer, einer der Betreiber der privat geführten Testzentren von Medicare in Nordrhein-Westfalen. Seit dem Wochenende vor Weihnachten würden demnach die Buchungen rasant zunehmen. Am Sonntag hätten sich trotz der Vergabe von Terminen Warteschlangen gebildet. Ein Test ohne Termin sei mittlerweile nicht mehr möglich. Bis Weihnachten werde die Zahl noch weiter steigen, prognostizierte Fasshauer.
Nach Angaben der KV Westfalen-Lippe sollen die Notfalldienstpraxen aber die erste Anlaufstelle für Patienten bleiben. In den meisten dieser Praxen könnten ebenfalls Coronatests durchgeführt werden.
In Hamburg sieht die Situation ähnlich aus: „Wir erleben eine stark steigende Nachfrage, besonders in den Nachmittags- und Abendstunden“, sagte eine Sprecherin des kommerziellen Testanbieters Centogene. Das Unternehmen betreibt unter anderem ein Testzentrum am Hamburger Flughafen.
Im bundesweiten Vergleich sei die Auslastung dieses Testzentrums allerdings gering: Laut Centogene-Website muss man dort bis zu anderthalb Stunden warten, um getestet zu werden – am Frankfurter Flughafen kann das derzeit bis zu sechs Stunden dauern.
Hamburger Hausärzte raten derweil davon ab, den Schnelltest kurz vor den Feiertagen in ihrer Praxis zu machen. Es sei für sie derzeit schwierig, hochwertige Antigenschnelltests zu bekommen. „Wenn wir noch Asymptomatische testen würden, kämen wir gar nicht mehr hinterher“, sagte der zweite Vorsitzende des Hamburger Hausärzteverbands, Mike Müller-Glamann. Er und seine Kollegen testen demnach vor allem Patienten mit Coronasymptomen und Menschen aus Funktionsberufen, die den Test nicht selbst durchführen können.
Corona macht keine Pause
„Corona macht an Feiertagen keine Pause“, sagte Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU). Daher bleiben die Testzentren auch in Bayern über die Feiertage geöffnet. „Die Öffnungszeiten können aber variieren, weil die örtlichen Behörden eigenständig darüber entscheiden. Außerdem gibt es die Möglichkeit, sich bei den Vertragsärzten testen zu lassen, sofern diese eine Feiertagsbereitschaft haben“, erklärte die Ministerin.
Zwei Tage nach diesen Aussagen stießen mehrere kommunale Testzentren in Bayern an ihre Kapazitätsgrenzen, wie die Gesundheitsbehörden mitteilten. In der Vorwoche waren noch rund 2.000 der etwa 2.500 täglichen Testtermine nicht genutzt worden. In München und Augsburg würden Patienten daher nun an private Dienstleister und Hausärzte verwiesen.
Nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns wollen lediglich rund 130 der 16.900 Arztpraxen des Bundeslands komplett in die Ferien gehen. Reguläre Patienten bräuchten für die Bereitschaftspraxen auch keinen Termin. Bei Erkältungssymptomen bleibe eine Voranmeldung zur „Infektionssprechstunde“ notwendig.
Darüber hinaus gebe es den Fahrdienst des Ärztlichen Bereitschaftsdienstes (ÄBD), für den in Bayern laut Huml bis zu 162 Fahrzeuge und etwa 500 Ärzte zur Verfügung stünden. Dieser ist über die Telefonnummer 116117 erreichbar, die rund um die Uhr besetzt sein werde.
In Thüringen soll die Versorgung ebenfalls über die 116117 und den ÄBD gesichert werden. Mehr als 1.600 Ärzte sowie 1.200 weitere Gesundheitsmitarbeiter stünden für den Bereitschaftsdienst bereit, „deutlich mehr als sonst“, betonte die Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Thüringen, Annette Rommel. Hinzu kommen 29 Bereitschaftspraxen in dem Bundesland.
In Brandenburg sollen 18 ärztliche Bereitschaftspraxen die Versorgung sicherstellen. Der ÄBD übernehme dafür die Koordination. Die KV rief ebenfalls dazu auf, sich bei Erkältungssymptomen in den Praxen voranzumelden.
Der ÄBD übernehme auch in Berlin die Beratung und Koordination der Patienten. Beratungsärzte sollen sie an die Notdienstpraxen des Landes vermitteln. Für Patienten, die aufgrund einer Erkrankung keine Praxis aufsuchen können, stünde zudem der fahrende Bereitschaftsdienst zur Verfügung. Bis zu 18 KV-Dienstfahrzeuge seien Tag und Nacht in Berlin unterwegs, sechs mehr als sonst.
Die KV Hessen verwies gleichermaßen auf die bundesweit einheitliche Nummer des ÄBD, die 116117. Sie warnte zusätzlich vor längeren Wartezeiten und rief dazu auf, die Ressourcen zu schonen und nur in medizinisch dringlichen Fällen anzurufen.
In Sachsen hingegen würde der ÄBD keine Coronatests durchführen, teilte die KV aus Dresden mit. Stattdessen sollen speziell zu diesem Zweck eingerichtete Testpraxen genutzt werden.
Die Gesundheitsministerin des Landes, Petra Köpping (SPD), rief zudem Ärzte dazu auf, die Kliniken und Notfallzentren zu entlasten und über die Feiertage ihre Praxen geöffnet zu lassen. „Ich bitte wirklich die niedergelassenen Ärzte aller Fachrichtungen, auf ihren wohlverdienten Weihnachtsurlaub zu verzichten und uns zu unterstützen“, sagte sie. Wer kein Notfall ist, solle in die Arztpraxis gehen, so Köpping weiter.
Aus Baden-Württemberg hieß es, man biete Coronaschnelltests an rund 140 Standorten an. Das Land hatte für die Vorweihnachtszeit rund 80.000 Tests besorgt. Doch ein flächendeckendes Angebot an Teststationen gebe es nicht. Beispielsweise in Karlsruhe wurde die Aktion wegen Bedenken des Gesundheitsamts wieder abgesagt. Andernorts fehlen bei den Hilfsorganisationen nach eigenen Angaben die Kapazitäten. Seit Tagen würden die Testzentren der Johanniter und des Deutschen Roten Kreuzes in der Region förmlich „überrannt“, so zwei Sprecher der Organisationen.
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