Politik

Coronapandemie senkt Nachfrage nach HIV-Präexpositions­prophylaxe

  • Donnerstag, 4. Februar 2021
Zur Prä-Expositions-Prophylaxe (PrEP) wird meist Emtricitabin in Kombination mit Tenofovir eingesetzt – zwei nukleosidische Reverse-Transkriptase-Inhibitoren. /mbruxelle, stockadobecom
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Berlin – Die Nachfrage nach der Präexpositionsprophylaxe (PrEP) ist in der Coronapandemie deutlich zurückgegangen. Das zeigt eine interne Abfrage des Robert-Koch-Instituts (RKI) unter Einrichtun­gen, die PrEP verschreiben, wie aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine An­frage der FDP-Fraktion im Bundestag hervorgeht. Demnach hat die Nachfrage nach PrEP bei 76 Prozent der Zentren abgenom­men.

Seit dem 1. September 2019 übernimmt die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) die Kosten für die PrEP-Medika­mente und Begleituntersuchungen bei Menschen mit erhöhtem HIV-Risiko. Die Bundesre­gie­rung wurde damals vom Gesetzgeber verpflichtet, die Wirkungen der ärztlichen Verordnung der PrEP auf das Infektions­geschehen der sexuell übertragbaren Krankheiten bis Ende 2020 zu evaluieren.

Das konnte bisher aber nicht erfolgen. Das RKI hatte das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) be­reits am 28. Juli 2020 in einem Schreiben darüber informiert, dass aufgrund der COVID-19-Pandemie die Evaluierung „nicht wie vorgesehen erfolgen“ könne. Genauere Angaben zu PrEP sind daher derzeit nicht möglich.

Auch über die Zahl der Beratungsgespräche und die Zahl der Personen, die eine PrEP in Anspruch neh­men wollen, liegen der Bundesregierung laut der Antwort keine Informationen vor. Das RKI schätze aber, dass es im Juni 2020 zwischen 15.600 und 22.300 PrEP-Nutzende in Deutschland gab. Kenntnisse über die Altersaufschlüsselung der Personen liegen der Bundesregierung nicht vor.

Die Bundesregierung kann neben PrEP auch zu anderen Fragen aus dem Bereich der sexuell übertrag­baren Erkrankungen im Augenblick pandemiebedingt keine genauen Angaben machen. Die Bundesregie­rung berichtet in ihrer Antwort, dass während der Coronapandemie die Screenings auf HIV, Syphilis, He­patitis B und C zurückgegangen seien.

Allerdings habe die COVID-19-Pandemie „durch eine Reduktion von Sozial- und damit auch Sexual­kon­tak­ten mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einer Reduktion von sexuell übertragenen Infektionen geführt“, meinen die Autoren der Antwort.

Wieland Schinnenburg, Sprecher für Drogen- und Suchtpolitik und Berichterstatter für Prävention und HIV der FDP-Bundestagsfraktion, forderte rasche Aufklärung. „Der Einfluss der COVID-19-Pandemie auf das Infektionsgeschehen im Bereich der sexuell übertragbaren Krankheiten scheint nicht unerheblich zu sein“, sagte er.

Es müsse sichergestellt werden, dass es nicht zu vermehrter Spritzenteilung und Ausfall von Routine­untersuchungen komme. Schinnenburg rief Bundesgesundheitsminister Jens Spahn dazu auf, regelmä­ßige aktuelle Erhebungen und Daten rund um das Thema der sexuell übertragbaren Krankheiten vorzu­legen.

hil/may

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