Digitalisierung hat Auswirkungen auf Gesundheitsfachberufe

Berlin – Die Digitalisierung des Gesundheitssystems bringt einschneidende Veränderungen – auch mit Blick auf die Kooperation zwischen den Gesundheitsfachberufen – mit sich. Darauf hat Ellen Lundershausen, Vizepräsidentin der Bundesärztekammer (BÄK) und Vorsitzende der Fachberufekonferenz, am vergangenen Freitag hingewiesen.
Anlass war die 33. Konferenz der Fachberufe im Gesundheitswesen, die vom Vorstand der BÄK 1989 erstmals initiiert wurde. Ziel der ständigen Einrichtung von 42 Verbänden ist es, den Dialog und die interprofessionelle sowie die sektorübergreifende Zusammenarbeit zwischen den Gesundheitsfachberufen zu fördern und aktuelle gesundheitspolitische Entwicklungen und deren Auswirkungen auf die Berufsausübung zu beraten.
Lundershausen rief im Sinne einer bestmöglichen Patientenversorgung und Patientensicherheit alle Gesundheitsfachberufe dazu auf, ihr Wissen und ihre Fertigkeiten beim Einsatz digitaler Instrumente weiter zu vertiefen. Dies müsse unbedingt mit der gebotenen Sorgfalt und ohne Druck von außen geschehen.
In diesem Zusammenhang verwies sie auf den diesjährigen 124. Deutschen Ärztetag in Berlin, der vor einer in erster Linie politisch motivierten Digitalisierung ohne Rücksicht auf Nutzen und Praxistauglichkeit gewarnt hatte.
„Wir stehen in den kommenden Monaten vor der Einführung mehrerer digitaler Anwendungen im Gesundheitswesen“, sagte Norbert Butz, Telematikexperte der BÄK. Die Krankenkassen forderte er zu einer Kommunikationsoffensive auf, um ihre Versicherten über die Neuerungen zu informieren.
Gleichzeitig warnte er davor, dass gerade ältere Patienten den Anschluss an die digitale Versorgungswelt verlieren könnten. So besäßen mehr als die Hälfte der über 65-Jährigen kein für den Zugriff auf digitale Patientenakten und Rezepte taugliches Smartphone. „Damit besteht die Gefahr, dass die Transformation des Gesundheitswesens an einer wichtigen Zielgruppe vorbeigeht“, so Butz.
Stefan Schmidt, Experte für Pflege- und Versorgungskonzepte an der Hochschule Neubrandenburg, wies darauf hin, dass moderierte Videokonferenzen soziale Kontakte fördern können. Derzeit untersucht er im Rahmen eines Forschungsprojekts den Transfer wissenschaftlicher Erkenntnisse in die Praxis.
„IT-Technik wird gezielt eingesetzt, um Kommunikations- und Austauschmöglichkeiten zwischen zu Pflegenden und dem Versorgungsumfeld anzubieten“, so Schmidt. Das ermögliche unverzügliche Rückmeldungen und erhöhe damit die Sicherheit. Onlinekonsultationen und Videoanrufe würden vermehrt in der Primär- und Sekundärversorgung eingesetzt.
Die Diskussion zeigte nicht zuletzt, dass es bislang an einer Digitalisierungsstrategie in der Aus-, Weiter- und Fortbildung für die Gesundheitsfachberufe mangelt. Notwendig seien Rahmenbedingungen mit strategischen Programmen und zielgerichteten Fördermaßnahmen.
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