Disease-Management-Programm für Kinder und Jugendliche mit Adipositas beschlossen

Berlin – Für Kinder und Jugendliche mit Adipositas soll es künftig ein speziell zugeschnittenes Disease-Management-Programm (DMP) geben. Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat heute die Anforderungen an ein solches strukturierte Behandlungsprogramm beschlossen.
Im neuen DMP sollen Kinder frühestens ab dem vollendeten fünften Lebensjahr behandelt werden können. Um das Ausmaß einer Adipositas einzuschätzen, kann auch im Kindes- und Jugendalter der sogenannte Body-Mass-Index (BMI) genutzt werden.
Anders als bei Erwachsenen werden als Voraussetzung für eine DMP-Teilnahme aber keine absoluten BMI-Werte definiert, sondern eine alters- und geschlechtsabhängige Angabe. Mit dieser statistischen Angabe könne beurteilt werden, wie der individuelle BMI-Wert eines Kindes oder eines Teenagers innerhalb derselben Altersgruppe einzuschätzen sei, so der G-BA in einer Mitteilung.
Das altersgerecht ausgestaltete Disease-Management-Programm (DMP) solle das Risiko vermindern, dass die Adipositas bis ins Erwachsenenalter fortbestehe, hieß es vom G-BA. Dafür müssten in der Regel ungünstige Ernährungs- und Essgewohnheiten verändert und körperliche Aktivitäten angeregt werden.
Um die Kinder und Jugendlichen dabei zu unterstützen, ihre individuell gesteckten Ziele zu erreichen, sollen sie altersgerechte Schulungsangebote erhalten. In die Planung der notwendigen Behandlungsansätze sind – wenn möglich und sinnvoll – die Eltern oder andere wichtige Bezugspersonen einzubeziehen.
„Unser Beschluss ist die Grundlage, um Versorgungslücken zu schließen“, sagte Karin Maag, unparteiisches Mitglied des G-BA und Vorsitzende des Unterausschusses DMP. Bis das DMP genutzt werden könne, werde allerdings noch einige Zeit vergehen. Denn dafür müssten – wie bei allen neuen DMP – auf regionaler Ebene Verträge verhandelt und vom Bundesamt für Soziale Sicherung genehmigt werden.
Die Deutsche Adipositas-Gesellschaft (DAG) und die Arbeitsgemeinschaft Adipositas im Kindes- und Jugendalter (AGA) mahnten eine schnelle Umsetzung an. DAG-Präsident Matthias Laudes sprach von einem „wichtigen Signal“. Damit könne die Versorgungslage Betroffener verbessert und bestehende Versorgungslücken geschlossen werden.
Susann Weihrauch-Blüher (Halle), Sprecherin der AGA und Vizepräsidentin der DAG, mahnt, das Bundesministerium für Gesundheit sollte „sehr zeitnah die vorgesehene Prüfung durchführen, ob der Beschluss des G-BA rechtskonform ist und in Kraft treten kann“.
Dann seien die Krankenkassen in der Pflicht, mit Praxen und Krankenhäusern auf regionaler Ebene die entsprechenden Verträge auch zeitnah auszuhandeln um das DMP mit Leben zu füllen.
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