Politik

Etwas mehr als 20 Klinikinsolvenzen in diesem Jahr

  • Freitag, 13. Dezember 2024
/Udo Kroener, stock.adobe.com
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Berlin – In diesem Jahr mussten mindestens 24 Krankenhäuser Insolvenz anmelden. Einer Verbands­übersicht zufolge, die dem Deutschen Ärzteblatt vorliegt, sind seit Januar bis zum Stand 6. November 18 neue Insolvenzverfahren von Kliniken eröffnet worden. Davon sind drei Standorte geschlossen worden. Mindestens weitere sechs Verfahren kommen noch hinzu.

So musste etwa auch das Krankenhaus Norderney, die einzige Akutklinik auf der ostfriesischen Insel, im Oktober Insolvenz anmelden. Anfang Dezember folgten noch weitere Verfahren. Fünf DRK-Kliniken in Rheinland-Pfalz hatten bereits im August 2024 ein Insolvenzverfahren abgeschlossen. Offenbar mussten sie nun aber aufgrund von Zahlungsunfähigkeit erneut Insolvenz anmelden. Die Standorte in Altenkirchen, Kirchen, Hachenburg, Neuwied und Alzey sind betroffen.

Von den insgesamt 24 bekannten Insolvenzverfahren in 2024 sind 16 Kliniken in freigemeinnütziger Trägerschaft, sieben Kliniken in öffentlicher Trägerschaft und eine Klinik in privater Hand. Vor allem kommunale Häuser werden häufig von ihren Trägern – Landkreise oder Gemeinden – bei finanziellen Schwierigkeiten gestützt, bevor sie Insolvenz anmelden müssen.

Von den in diesem Jahr begonnenen Insolvenzverfahren wurden demnach das St. Marien Krankenhaus in Ratingen (Nordrhein-Westfalen), das Marien-Krankenhaus in Lübeck (Schleswig-Holstein) und die Sternbach-Klinik Schleiz in Thüringen geschlossen. Auch das Krankenhaus in Neuhaus am Rennweg im thüringischen Kreis Sonneberg soll geschlossen werden, heißt es in Medienberichten.

Weiter wurden drei Standorte in diesem Jahr geschlossen, deren Insolvenzverfahren im vergangenen Jahr aufgenommen worden sind. Dazu gehört die Lungenklinik Ballenstedt in Sachsen-Anhalt, das Rot-Kreuz Klinikum Wertheim in Baden-Württemberg und das Rotkreuzkrankenhaus Lindenberg in Bayern.

Etwas mehr Klinikinsolvenzen im vergangenen Jahr

Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr gab es 29 neu eröffnete Klinikinsolvenzverfahren. Dabei sind acht Klinikstandorte geschlossen worden (dazu gehören auch die drei Standorte in Ballenstedt, Wertheim und Lindenberg).

Klar ist, vielen Krankenhäusern geht es wirtschaftlich schlecht. Der Krankenhaus Rating Report 2024 hat gezeigt, dass etwa zehn Prozent der Krankenhäuser im „roten Bereich“ mit erhöhter Insolvenzgefahr liegen. Knapp 20 Prozent liegen im gelben und 70 Prozent im grünen Bereich. 2023 waren noch elf Prozent der Kliniken im roten Bereich, 2022 waren es sieben Prozent. Der Report wird vom RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung und der Institute for Healthcare Business GmbH (hcb) herausgegeben.

Grund für die schwierige finanzielle Lage ist einerseits die Inflation und damit deutlich gestiegene Sach-, Personal- und Energiekosten. Andererseits haben die Patientenfallzahlen im stationären Bereich in den vergangenen Jahren abgenommen.

Die Politik als auch Krankenhausverbände sprachen zuletzt immer wieder von einer drohenden „Krankenhausinsolvenzwelle“, um kurzfristige finanzielle Hilfen für die Kliniken zu erhalten.

Vor allem die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) und die CDU/CSU forderten in den vergangenen Monaten immer wieder ein Vorschaltgesetz mit finanzieller Unterstützung, um die Zeit zu überbrücken, bis die Krankenhausreform greifen wird. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) betonte hingegen, die Krankenhausreform werde diese Welle stoppen, noch bevor viele Häuser insolvent gehen würden.

cmk

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