Politik

Expertenrat dringt auf klare Strategie für klimafreundlicheres Gesundheitswesen

  • Mittwoch, 19. Februar 2025
/witsarut, stock.adobe.com
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Berlin – Der Expertenrat Gesundheit und Resilienz der Bundesregierung dringt auf stärkeren Klimaschutz im Gesundheitswesen. Nötig sei eine klare Strategie, das Gesundheitssystem in Hinblick auf seinen Einfluss auf das Klima zu transformieren, geht aus einer heute vorgelegten Stellungnahme des Gremiums hervor. Der Titel: „Das Gesundheitswesen: Mitverursacher des Klimawandels – und Teil der Lösung“.

Konkret empfiehlt der Expertenrat eine nationale Strategie zur Emissionsreduktion bis spätestens 2040, wobei spezifische, schrittweise Ziele für eine Klimaneutralität des Gesundheitssystems formuliert werden müssten. Die Ausgaben für klimaverträgliche Prävention und Gesundheitsförderung sollten aus Sicht des Expertenrates gesteigert werden.

„Institutionen des Gesundheitswesens müssen bei der ökologischen Transformation vorangehen und nicht wie bisher den Klimawandel – mit all seinen negativen Folgen für die menschliche und planetare Gesundheit – vorantreiben“, forderte Gremiumsmitglied Petra Thürmann.

Das deutsche Gesundheitssystem sei mit rund fünf Prozent der nationalen Emissionen ein wesentlicher Treiber des Klimawandels, könne aber auch Teil der Lösung sein, heißt es in der Stellungnahme.

Als belastend wird darin neben dem Ausstoß von Treibhausgasen das hohe Abfallaufkommen des Krankenhaussektors genannt. Es sei mit rund 1.500 Kilogramm pro Krankenhausbett und Jahr fast dreimal so hoch wie das einer Person eines Privathaushaltes.

Die steigende Nachfrage nach Gesundheitsdienstleistungen verstärke die Klimabelastung durch das Gesundheitswesen noch. Grund für die Entwicklung seien der der demografische Wandel, eine zunehmende globale Krankheitslast und immer komplexeren Diagnose- und Behandlungsmethoden.

In der Stellungnahme nennt das Gremium eine Stärkung der Prävention als wichtigen Hebel für mehr Klimaschutz: „Bislang betragen die Ausgaben für Prävention und Gesundheitsförderung aber weniger als vier Prozent der Gesamtgesundheitsausgaben.“

Die Gruppe führt verschiedene weitere Möglichkeiten an, mit denen in den verschiedenen Sektoren klimafreundlicheres Handeln möglich wäre, das betrifft etwa den Einsatz von Inhalativa, den Umgang mit Einweggütern, bauliche Maßnahmen, aber auch Themen wie Warentransport und Essensangebot.

Als ein Positivbeispiel wird der National Health Service (NHS) in Großbritannien genannt, der bis 2040 eine Dekarbonisierung um 80 Prozent anstrebe. In den USA habe die Health Maintenance Organisation Kaiser Permanente das Ziel bereits erreicht, im Jahr 2020 CO2-neutral zu werden.

Deutschland sei derzeit „weit entfernt von nationalen und internationalen Deklarationen und Verpflichtungen in diesem Bereich“, konstatiert das Gremium. Bei verschiedenen Initiativen der vergangenen Jahre mangele es an konsequenter Umsetzung und es würden „nur erste Ansätze erfolgreicher Einzelmaßnahmen“ gesehen.

Dass der Beschluss des 125. Deutschen Ärztetages 2021, das deutsche Gesundheitswesen bis 2030 klimaneutral zu entwickeln, umgesetzt werden kann, erscheine aktuell unwahrscheinlich.

Weltweit sei das Gesundheitssystem für 4,4 Prozent der gesamten klimaschädlichen Emissionen verantwortlich, gibt das Gremium zu bedenken: „Wäre es eine eigenständige Nation, würde diese Rang fünf der weltweit stärksten Treibhausgasemitter belegen.“ Am stärksten fielen die Gesundheitssysteme der USA, Chinas und der EU ins Gewicht, mit zusammen mehr als der Hälfte der Gesamtemissionen aller Gesundheitssysteme.

ggr

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