Politik

Fachkräftemangel in der Gesundheitsversorgung zielgerichtet angehen

  • Dienstag, 18. Februar 2025
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Brüssel – Ein gegen den Fachkräftemangel im Gesundheitswesen gerichtetes Maßnahmenpaket forderte heute Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer (BÄK). Im Rahmen einer gemeinsamen Veranstaltung der BÄK und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) in Brüssel plädierte Reinhardt für eine Kombination von europäischen und nationalen Initiativen.

Viele Länder der Europäischen Union (EU) müssten eine problematische Fachkräftesituation bei der Gesundheitsversorgung verzeichnen, so Reinhardt. Zur Lösung des gesamteuropäischen Problems brauche es einen koordinierten Ansatz im Sinne einer zielgerichteten Strategie. Die bisherigen Ankündigungen der neuen EU-Kommission ließen einen umfassenden Ansatz vermissen.

Für ihn sei klar, dass Migration – und damit Fachkräftegewinnung aus dem Ausland – in diesem Kontext zwar ein wichtiger Faktor sei, aber nicht der alleinige Lösungsansatz sein dürfe. Nicht zuletzt angesichts der negativen Folgen für die Herkunftsländer müsse die Ausbildung von Ärztinnen und Ärzten sowie weiteren Gesundheitsberufen in Europa selbst im Fokus stehen.

„Die Mitgliedstaaten sollten sich nicht zu sehr auf die Anwerbung von Arbeitskräften aus anderen Staaten verlassen, sondern ihrer Verantwortung gerecht werden, eine ausreichende Anzahl von Berufsangehörigen auszubilden, um ihren eigenen Bedarf zu decken.“ Zum Maßnahmenbündel gehörten zudem eine im Versorgungsalltag entlastende Digitalisierung und verbesserte Arbeitsbedingungen, sagte Reinhardt weiter.

Die ärztliche Tätigkeit sei erfüllend und für ihn „der beste Beruf der Welt“, betonte Stephan Hofmeister, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der KBV. Dem entgegen stünde aber eine überbordende Bürokratie bei zugleich sehr hoher Arbeitslast. Dies seien aber Missstände, die man politisch angehen könne. Mit Entbürokratisierung, Delegation und einer die Arbeitsprozesse unterstützende Digitalisierung könne man das aus ärztlicher Sicht Entscheidende erreichen: mehr Zeit für die Patientinnen und Patienten.

Europäische Empfehlungen und Vorgaben, etwa im Rahmen einer europäischen digitalen Patientenakte, sollten aber unbedingt den Sachverstand der Gesundheitsberufe vor Ort einbeziehen, stellte Hofmeister klar.

Marco Marsella, stellvertretender Generaldirektor für Gesundheit bei der Europäischen Kommission, verwies auf schon jetzt hunderttausende fehlende Fachkräfte in den europäischen Versorgungssystemen. Die EU-Kommission werde die „European Health Union“ weiter vorantreiben – wobei die Fachkräftefrage einen zentralen Aspekt darstelle.

Von den EU-Abgeordneten Dennis Radtke (Deutschland) und Tilly Metz (Luxemburg) wurde große Einigkeit in dieser Frage signalisiert. Die personellen Engpässe bei der medizinischen und pflegerischen Versorgung seien spätestens seit der Coronakrise für alle offensichtlich, so Metz.

Für die künftige Sicherstellung der Gesundheitsversorgung stelle diese Frage einen kritischen Punkt dar, betonte Radtke. Auch das EU-Parlament wolle deshalb Lösungsansätze vorantreiben. Er stimmte Reinhardt und Hofmeister zu, dass weniger die Bezahlung eine zentrale Rolle spiele, sondern bessere Arbeitsbedingungen, verlässliche Dienstpläne sowie mehr Zeit für die Patienten.

aha

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