Politik

Heftige Kritik nach erneutem Coronaausbruch in Ankerzentrum

  • Mittwoch, 3. Februar 2021
/picture alliance, Daniel Karmann
/picture alliance, Daniel Karmann

Bamberg – Kaum Abstand, keine Masken, wenig Informationen: Die Kritik am Umgang mit der Pandemie in bayerischen Ankerzentren reißt nicht ab. „In Massenunterkünften kann sich nicht ausreichend vor ei­ner Infektion geschützt werden“, erklärte der Bayerische Flüchtlingsrat. Lager würden eine große Gefahr darstellen und müssten dringend geschlossen werden.

Besonders schlimm sei die Lage gerade in Oberfranken: Nach einem Coronaausbruch in der Bamberger Unterkunft seien die Zustände „menschenunwürdig“, schilderte Pfarrerin Mirjam Elsel, Koordinatorin der Flüchtlingsarbeit im Dekanat Bamberg und Mitorganisatorin der Bamberger Mahnwachen Asyl. „So kann man in unserem reichen Land nicht mit Menschen umgehen.“

Tatsächlich verbreitete sich das Virus dort rasant. Nach Angaben der Regierung von Oberfranken infizier­ten sich 75 Bewohner, mehr als 160 müssen als Kontaktpersonen momentan in Quarantäne ausharren. Doch selbst in Quarantäne würden die Betroffenen auf engstem Raum zusammenleben, heißt es in der Pressemitteilung der Bamberger Mahnwachen Asyl.

Es fehle an Klopapier, Masken, Desinfektions- und Putzmittel. Bei der Essenausgabe über einen Bauzaun hinweg stünden die Menschen teilweise dicht gedrängt. „Die Angst ist groß, das Misstrauen untereinan­der wächst, die Menschen fühlen sich völlig alleine gelassen und sind verzweifelt.“

Die Regierung von Oberfranken weist die Vorwürfe zurück. Zwar könne aus Kapazitätsgründen nicht jede Person ein eigenes Zimmer bekommen, räumte eine Sprecherin ein. Bei einer Unterbringung in Drei- bis Fünf-Zimmer-Wohnungen mit bis zu 110 Quadratmetern könnten die Bewohner aber Abstand zueinan­der einhalten.

Weil so viele plötzlich in Quarantäne mussten, seien zwei Gebäude kurzfristig umgerüstet worden. Dort seien dann auch nicht gleich alle Hygieneartikel bereit gelegen, erklärte die Regierungssprecherin.

„Die Sachen wurden und werden aber durch Mitarbeiter der Regierung von Oberfranken und des Sicher­heitsdienstes ausgegeben.“ Die Abstände bei der Essensausgabe und die Reinigung der Zimmer liege auch in der Verantwortung der Bewohner.

Der Wortteil „Anker“ ist aus den Anfangsbuchstaben folgender Wörter gebildet: An(kunft), k(ommunale Verteilung), E(ntscheidung) und R(ückführung). Diese Aufgaben sollen Ankerzentren gebündelt erfüllen.

dpa

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung