IQWiG fordert mehr Forschung zur Wirkung von Immunmodulatoren bei Multipler Sklerose

Köln – Die Datenlagen zu den Immunmodulatoren, die bei Multipler Sklerose (MS) zum Einsatz kommen, ist so lückenhaft, dass viele patientenrelevante Fragestellungen nicht zu beantworten sind. Das kritisiert das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit (IQWiG) in einem Vorbericht und fordert mehr Forschung – insbesondere auch nach der Zulassung der Wirkstoffe.
Manche MS-Wirkstoffe mit Einfluss auf das Immunsystem sind seit den 1990er-Jahren als Basistherapie im Einsatz, zum Beispiel Beta-Interferone oder Glatirameracetat. Seit 2005 werden weitere Immunmodulatoren als hochwirksame Eskalationstherapien angewendet – insgesamt stehen laut IQWiG zehn Wirkstoffe bei der häufigsten MS-Form mit schubförmig wiederkehrendem Verlauf zur Verfügung.
Allerdings ist die Datenlage in weiten Teilen lückenhaft: Für den Vergleich der Umstellung von einer Basistherapie auf eine Eskalationstherapie oder auf eine andere Basistherapie liegen aussagekräftige Daten laut dem IQWiG nur aus einer Studie zu einem der zehn Wirkstoffe vor: Demnach ist die Wirkung von Alemtuzumab als Eskalationstherapie der von Interferon-beta 1a als Basistherapie überlegen.
Relevante Studien auch zu einer Deeskalationsstrategie fehlen laut dem Vorbericht – also zum Aussetzen der Therapie oder zum Wechsel auf eine andere Basistherapie.
Für den Vergleich der Wirkstoffe untereinander als Eskalationstherapie liegen für sieben der zehn Wirkstoffe Studiendaten vor, allerdings kaum vergleichende Daten. Direkt vergleichende Ergebnisse gibt es laut der IQWiG-Recherche zu drei Wirkstoffen – demnach bieten Ofatumumab und Ponesimod Vorteile für Betroffene jeweils im Vergleich mit Teriflunomid.
„Viele der Fragen, die den Betroffenen wichtig sind, können in diesem Vorbericht nicht beantwortet werden, weil es an Evidenz fehlt – denn bei den untersuchten Wirkstoffen endete die Forschung meist nach der Zulassung“, kritisierte der Leiter des IQWiG, Thomas Kaiser.
Vergleichende Untersuchungen, etwa in registerbasierten randomisierten kontrollierten Studien, könnten diese Forschungslücke schließen. Kaiser empfiehlt dazu eine gesetzliche Regelung zur Finanzierung solcher Studien. Das IQWiG bittet um Stellungnahmen zum Vorbericht bis zum 11. Mai.
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