Politik

Kassenärztliche Vereinigungen erhielten mindestens 1,3 Millionen mangelhafte Masken

  • Freitag, 4. September 2020
/NorGal, stock.adobe.com
/NorGal, stock.adobe.com

Berlin – Bei der Beschaffung und Auslieferung von Schutzmasken durch das Bundesge­sundheitsministerium (BMG) sind einige Fehler passiert. Mindestens fünf Mal lieferte ein durch Minister Jens Spahns (CDU) Behörde beauftragtes Logistikunternehmen mangelhafte Produkte an Kassenärztliche Vereinigungen (KVen) aus.

Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Grünen-Frak­tion hervor. Dabei kamen offenbar deutlich mehr fehlerhafte Masken in Umlauf, als bis­lang angenommen. Darunter ein­fache medizinische Masken sowie auch FFP2-, FFP-3 und höher filtrierende.

Eine Abfrage des Deutschen Ärzteblatts unter den KVen zeigt jetzt, dass mindestens 1,3 Millionen mangelhafte Masken durch logistische Fehler ausgeliefert worden sind. Weitere Fehllieferungen können laut BMG nicht ausgeschlossen werden. Gewarnt wurde in dem betreffenden Zeitraum von April bis Mitte Mai in fünf Fällen.

Nur drei KVen – Bremen, Mecklenburg-Vorpommern und das Saarland – gaben an, keine fehlerhafte Ware vom Bund erhalten zu haben. Bei den übrigen Empfängern seien die be­troffenen Masken zum Zeitpunkt der Warnungen noch nicht an die Anwender ausgeliefert worden, erklärte das BMG in dem Ant­wort­schreiben. Der Logistiker Fiege bestätigte die Aussage auf Anfrage des Deutschen Ärzteblatts.

Nach Angaben der KVen trifft diese Aussage allerdings nur bedingt zu. Mindestens acht der 17 KVen hatten ihre Mitglieder bereits mit der fehlerhaften Ware versorgt. Alle warn­ten die betroffenen Praxen umgehend und besorgten in vielen Fällen eigenständig Er­satz.

Drei weitere KVen können nicht mehr nachvollziehen ob und wie viele Ärzte möglicher­weise fehlerhafte Schutzausrüstung aus den Lieferungen des Bundes erhalten haben.

Ob es durch die Belieferung mit mangelhaften Masken zu einer gesundheitlichen Gefähr­dung von medizinischem Personal gekommen ist, ließ sich im Nachhinein nicht mit Sicherheit ausschließen. Das BMG selbst hat dazu nach eigenen Angaben keine Er­kenntnisse.

Auch mit der Kommunikation des BMG zeigten sich einige KVen rückblickend nur mäßig zufrieden. Man habe sich schnelle und direkte Gespräche gewünscht. Einen direkten Kon­takt mit dem BMG habe es aber in den wenigsten Fällen gegeben.

So kamen auch die vom BMG nach eigenen Angaben selbst veröffentlichten ersten bei­den Warnmeldungen über die Auslieferung mangelhafter Masken nicht direkt und teils verspätet an.

Die befragten KVen gaben unter anderem an, von den fehlerhaften Masken erst aus dem Schnellwarnsystem RAPEX erfahren zu haben, von ihrem jeweiligen Bundesland oder der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) gewarnt worden zu sein, durch eigene Prüfun­gen Fehler festgestellt zu haben oder sogar erst durch Berichte von Verbraucherschutzbe­hörden und Medien aufmerksam geworden zu sein.

Seit Juni werden die KVen nicht mehr durch den Bund beliefert. Lagerbestände und auch selbst besorgte Chargen sind bei vielen KVen für ihre Mitglieder aber weiterhin beispiels­weise online über Webshops erhältlich.

alir

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung