Krankenhäuser erwarten vielfach Verlustjahr

Berlin – 78 Prozent der Krankenhäuser in Deutschland erwarten für das laufende Jahr ein negatives Jahresergebnis, sieben Prozent der Kliniken gehen von einem Jahresüberschuss, 15 Prozent von einem ausgeglichenen Ergebnis aus. Das zeigt das aktuelle Krankenhausbarometers des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI).
Für das kommende Jahr 2024 rechnen zudem 71 Prozent der befragten Krankenhäuser mit einer weiteren Verschlechterung, 25 Prozent erwarten gleichbleibende Bedingungen und vier Prozent eine Verbesserung ihrer wirtschaftlichen Situation.
Nach Krankenhausgröße betrachtet sind die wirtschaftlichen Erwartungen für das Jahr 2024 bei Kliniken mit 300 bis 599 Betten besonders pessimistisch. 76 Prozent der Häuser gehen von einer Verschlechterung und nur ein Prozent von einer Verbesserung der wirtschaftlichen Lage aus. Auch in Häusern ab 600 Betten rechnen 75 Prozent der Häuser mit einer Verschlechterung der finanziellen Situation.
Schlechteste Werte seit dem Jahr 2000
Maßgebliche Gründe für die schwierige wirtschaftliche Lage sind den Angaben zufolge die deutlich gestiegenen Sach- und Personalkosten im Krankenhaus. Nahezu flächendeckend haben sie aus Sicht der Kliniken die Liquidität beeinträchtigt.
„Das sind die schlechtesten Werte seit Einführung des Krankenhaus-Barometers im Jahr 2000“, kommentierte der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Gerald Gaß, die Umfrage. Er sprach von einer negativen Dynamik, die es so in den vergangenen Jahrzehnten nicht gegeben habe.
Gaß betonte, man verzeichne aktuell deutlich mehr Insolvenzen als üblich. Nach Angaben der DKG sind im laufenden Jahr bisher fast 40 Insolvenzen registriert worden. Für das Jahr 2024 liefen die Kliniken Gefahr, dass sich diese Zahl wegen der absehbar starken Personalkostenentwicklung verdoppele.
Rekordinsolvenzjahr droht
Das Jahr 2024 drohe „ein Rekordinsolvenzjahr“ zu werden, so Gaß. Er betonte, fast kein Krankenhaus könne seine Ausgaben mehr aus den laufenden Einnahmen decken. Ursache dafür sei neben der seit Jahrzehnten anhaltenden Unterfinanzierung der Kliniken bei der Investitionskostenförderung durch die Länder vor allem der weiterhin ausbleibende Inflationsausgleich.
Der DKG-Chef rief die Bundesregierung erneut dazu auf, gegenzusteuern. Ein dringender Schritt müsse die inflationsgerechte Anpassung der Landesbasisfallwerte und Psychiatrieentgelte sein, damit Einnahmen und Ausgaben wieder ins Lot kämen, führt er aus.
Gaß betonte, man habe die große Sorge, dass wegen der akuten Finanzierungskrise viele Krankenhäuser die geplante Krankenhausreform von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) nicht mehr erleben würden.
Die Ergebnisse des Krankenhaus-Barometers 2023 beruhen auf der schriftlichen Befragung einer Stichprobe von zugelassenen Allgemeinkrankenhäusern ab 100 Betten in Deutschland, die von Mitte April bis Ende Juni 2023 durchgeführt worden ist. Beteiligt haben sich 388 Krankenhäuser.
Neben der Situation bei den Finanzen wurden auch andere Aspekte, wie etwa zur Ambulantisierung abgefragt. Der Umfrage zufolge werden vor allem die Möglichkeiten des ambulanten Operierens im Krankenhaus derzeit deutlich erweitert. In 74 Prozent der Häuser wurden demnach die Behandlungsprozesse zur Umsetzung der weiteren Ambulantisierung bereits umgestellt oder dies ist zeitnah geplant.
Diese Entwicklung sehen die Krankenhäuser uneinheitlich. Auf der einen Seite passen viele Häuser ihre Strukturen, Prozesse und Personalorganisation aufwendig an diese neue Herausforderung an. Auf der anderen Seite beurteilt die Mehrheit gerade der großen Kliniken (79 Prozent) die aktuellen politischen Bestrebungen zur konkreten Förderung der Ambulantisierung eher skeptisch.
Die Kliniken rechnen darüber hinaus in den kommenden Jahren damit, dass die Personalengpässe in der Pflege weiter anwachsen. Rund 90 Prozent der Krankenhäuser gehen in ihrer Prognose davon aus, dass sie aufgrund sinkender Bewerberzahlen für Ausbildungsplätze ihren Pflegepersonalbedarf nicht mehr decken können.
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