Politik

Krankenhaus­gesellschaft beklagt wachsende Gewalt in Kliniken

  • Mittwoch, 22. Januar 2025
/Halfpoint, stock.adobe.com
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Berlin – In deutschen Krankenhäusern gibt es zunehmend Übergriffe und Gewaltandrohungen gegen Ärzte und Pflegepersonal. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) zeigt sich besorgt.

Die Krankenhäuser sicherten sich immer häufiger durch Sicherheitsdienste, bauliche Sicherheits­vorrichtungen, Besetzung von Schichtdiensten mit kräftigen Pflegern oder Deeskalations- und Selbstverteidigungskurse ab, sagte der DKG-Vorstandsvorsitzende Gerald Gaß. Ganz offensichtlich sei die Hemm­schwelle für Gewalttaten gesunken, erklärte er.

Erschreckend ist aus seiner Sicht, dass es zunehmend diejenigen trifft, deren ganze Tätigkeit eigentlich darauf ausgerichtet ist, anderen zu helfen – seien es Feuerwehrleute, Rettungssanitäter oder Ärzte und Pflegekräfte. Die meisten Vorfälle gibt es nach Angaben des DKG-Chefs in den Notaufnahmen der Krankenhäuser.

„Wegbrechende niedergelassene Versorgung und fehlende Patientensteuerung sorgen dort für teilweise extrem lange Wartezeiten“, erläuterte Gaß. Das führe zu Frust und Aggression, vor allem bei denen, die nicht verstünden, dass in der Notaufnahme nicht der als erstes behandelt werde, der zuerst gekommen sei.

Mit Blick auf den Einsatz von Videoüberwachung sagte Gaß, grundsätzlich nähmen diese in allgemeinen Aufenthaltsbereichen eines Krankenhauses zu. „In Behandlungsbereichen gibt es üblicherweise keine Video­überwachungsanlagen.“

Falls es zum Einsatz von Bodycams käme, würde gerade im medizinischen Bereich der Datenschutz eine he­rausragende Rolle spielen. Dass an einem Krankenhaus möglicherweise Bodycams beim Personal eingesetzt werden, werde aber bislang nur am Klinikum Dortmund überlegt.

„Wir gehen davon aus, dass für Bodycams ähnliche Regeln wie für Videoüberwachung gelten“, so Gaß. Das heiße, Auf­nahmen müssten umgehend gelöscht werden, wenn sie nicht zur Beweissicherung und Aufklärung von Straf­taten geeignet seien. Patienten müssten sich also „nicht darum sorgen, dass ihre Untersuchungen künftig gefilmt werden.“

Laut Gaß gibt es keine bundesweite Erhebung über Gewalt in Gesundheitseinrichtungen. Umfragen des Deutschen Krankenhaus-Instituts aus 2023 und 2024 hätten aber ergeben, dass drei von vier Krankenhäusern steigende Zahlen von Übergriffen verzeichneten.

„In 91 Prozent der Krankenhäuser gab es bereits Übergriffe in den Notaufnahmen, weit überwiegend ist der Pflegedienst betroffen.“ Hinzu komme, dass wahrscheinlich viele minderschwere Fälle, vor allem verbale Gewalt, gar nicht angezeigt würden.

Vergangene Woche hatte der WDR über Pläne im Klinikum Dortmund berichtet, das Personal in den Notaufnah­men testweise mit Bodycams auszurüsten. Ähnlich wie bei Polizei und Ordnungsbehörden verspreche man sich davon eine vorbeugende und deeskalierende Wirkung in Konfliktsituationen.

Auf Anfrage der Katholischen Nachrichtenagentur (kna) teilte das Klinikum, das als größtes kommunales Kran­kenhaus in NRW gilt, mit, man stehe „noch ganz am Anfang eines Prozesses, bei dem noch viele Fragen offen sind“. Die Kameras sollten vor allem im Empfangsbereich der Notaufnahmen zum Einsatz kommen.

„Eingeschaltet werden die Kameras ausschließlich in eskalierenden und nicht in vertraulichen Situationen oder während einer medizinischen Behandlung“, versicherte Verbandschef Gaß. „Das Aufzeichnen muss in jedem Fall deutlich angezeigt werden. Am Ende entscheidet jeder Mitarbeitende selbst, ob und wann er die Bodycam nutzt und wann er sie einschaltet.“

kna

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