Politik

Krankenkassen mit knapp vier Milliarden im Minus

  • Freitag, 6. Dezember 2024
/Wolfilser, stock.adobe.com
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Berlin – Ein Defizit in Höhe von rund 3,7 Milliarden Euro musste die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres hinnehmen. Dies geht aus heute vorlegten Zahlen des Bundes­gesundheitsministeriums (BMG) hervor.

Die Finanzreserven der Krankenkassen betrugen demnach zum Ende des 3. Quartals nur noch rund 4,7 Milliar­den Euro. Dies entspricht 0,17 Monatsausgaben – die gesetzlich vorgesehene Mindestreserve beträgt 0,2 Mo­natsausgaben.

In den vergangenen zehn Jahren sei es versäumt worden, „die ineffizienten Strukturen des deutschen Gesund­heitswesens zu modernisieren und für die Zukunft fit zu machen“, kommentierte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) die Zahlen. Das mache sich zum Beispiel in sehr hohen Ausgabenzuwächsen im Kranken­hausbereich bemerkbar, der für ein Drittel der Gesamtausgaben verantwortlich sei.

„Auch die mangelhafte Prävention unseres Systems kostet sehr viel Geld.“ Um die GKV-Finanzen zu stabilisieren, habe man fundamentale Strukturreformen im Gesundheitswesen angestoßen, so Lauterbach. „Digitalisierung, Krankenhausreform und Maßnahmen zur Herzgesundheit werden die Kosten stabilisieren.“

Der durchschnittlich von den Krankenkassen erhobene Zusatzbeitragssatz lag im November laut BMG bei 1,83 Prozent. Zu Jahresbeginn lag dieser noch bei 1,70 Prozent – allerdings haben bis November 34 Krankenkassen ihren Zusatzbeitragssatz unterjährig anheben müssen.

Die Ersatzkassen erzielten ein Defizit von 1,3 Milliarden Euro, die Ortskrankenkassen von einer Milliarde Euro, die Betriebskrankenkassen von 859 Millionen Euro, die Innungskrankenkassen von 409 Millionen Euro und die Knappschaft von 52 Millionen Euro.

Der Gesundheitsfonds, der zum Stichtag 15. Januar 2024 über eine Liquiditätsreserve von rund 9,4 Milliarden Euro verfügte, verzeichnete in den ersten neun Monaten des Jahres 2024 ein Defizit von 7,7 Milliarden Euro. Die Beitragseinnahmen (ohne Zusatzbeiträge) stiegen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 5,6 Prozent.

Die Krankenkassen verzeichneten laut den Zahlen einen Anstieg bei den Leistungsausgaben von 7,8 Prozent – deutlich mehr als in den vergangenen Jahren. Die Verwaltungskosten erhöhten sich nur um ein Prozent. In ab­soluten Zahlen stiegen die Leistungsausgaben der Krankenkassen im ersten bis dritten Quartal um 16,7 Milliarden Euro.

Die Aufwendungen für Krankenhausbehandlungen sind in den ersten neun Monaten um 7,8 Prozent (5,4 Milliar­den Euro) gestiegen. Deutlich nach oben entwickelt haben sich auch die Pflegepersonalkosten (plus 12,8 Pro­zent, 1,9 Milliarden Euro) sowie die Aufwendungen für stationäre psychiatrische Behandlungen (7,2 Prozent, 500 Millionen Euro).

Die Aufwendungen für ambulante Operationen nach AOP-Katalog sowie nach den neu eingeführten Hybrid-DRG verzeichneten in Summe Ausgaben von rund einer Milliarde Euro, von denen 318 Millionen Euro auf die neu eingeführten Hybrid-DRG entfielen.

Die Ausgaben für die Versorgung mit Arzneimitteln stiegen GKV-weit um 9,9 Prozent beziehungsweise 3,7 Milliar­­den Euro. Für ambulant-ärztliche Behandlungen legten die Ausgaben im betrachteten Zeitraum um 6,4 Prozent (2,2 Milliarden Euro) zu.

Relativ stark gestiegen sind die Ausgaben im Bereich Heilmittel (plus 10,1 Prozent, 915 Millionen Euro), Behand­lungspflege und der häuslichen Krankenpflege (plus 12,3 Prozent, 855 Millionen Euro) sowie bei Vorsorge- und Rehabilitationsleistungen (plus 10,0 Prozent, 318 Millionen Euro).

aha

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