Politik

Logistiker Fiege wehrt sich gegen Sudhof-Bericht zu Maskenbeschaffung

  • Freitag, 27. Juni 2025
/picture alliance, Martin Schutt
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Greven/Berlin – In der Debatte um die Maskenbeschaffung durch das Bundesgesundheitsministerium (BMG) in der Coronapandemie hat der damals beauftragte Logistiker mehrere der aktuellen Vorwürfe zurückgewiesen.

Im inzwischen bekannt gewordenen Sudhof-Bericht werde „die ungerechtfertigte Diskreditierung“ des Familienunternehmens billigend in Kauf genommen. Das schreibt die Firma Fiege mit Sitz in Greven in einer gestern veröffentlichten Erklärung.

„Einen „Kollaps der Logistik“ oder eine „Überforderung von Fiege“, wie es der Bericht von Frau Dr. Sudhof suggeriert, gab es nicht – und es lassen sich im uns vorliegenden Bericht auch keine Belege dafür finden“, heißt es beispielsweise.

Fiege wertet die Behauptung der Überforderung als ruf- und geschäftsschädigend, man weise sie entschieden zurück. Die Lieferketten hätten trotz einer starken Zunahme an gelieferten Artikeln nachweislich und durchgehend an jedem Tag funktioniert.

In einer Chronologie im Sudhof-Bericht heißt es, dass nach Beginn der Lieferungen aus dem Open-House-Verfahren eine Firma – der Name ist geschwärzt, mutmaßlich geht es an dieser Stelle aber um Fiege – „außerstande“ gewesen sei, die kontrahierten Mengen aus der Amtshilfe, Direktbeschaffungen BMG und aus dem Open-House-Verfahren zu bewältigen.

Beschwerden häuften sich. Wenig später seien daher weitere Firmen hinzugezogen worden, so heißt es im Bericht.

Eine „unerwartete Extremsituation“, den massiv gestiegene Bedarf an Logistikflächen im Zuge des Open-House-Verfahrens des BMG, hat die Firma Fiege nach eigener Einschätzung mit weiteren Dienstleistern „erfolgreich bewältigt“. Ursprünglich sei mit dem BMG nur die Bereitstellung einer Fläche von 17.000 Quadratmeter vereinbart gewesen. Später seien es 40.000 Quadratmeter geworden.

Mit Blick auf das Auftragsvolumen macht das Unternehmen detaillierte, nach Art der Dienstleistung aufgesplittete Angaben. In Medienberichten war unter Berufung auf den Sudhof-Bericht von einem Volumen von 1,5 Milliarden Euro die Rede gewesen.

Dazu stellt Fiege klar, dass sich die für Logistikaufgaben in Rechnung gestellten Leistungen für das BMG auf insgesamt 126,3 Millionen Euro beliefen, wobei davon ein großer Teil auf eine mit der Lufthansa eingerichtete Luftbrücke zwischen China und Deutschland entfalle. Für die nun vieldiskutierte Lagerung, Verteilung und den Transport von Masken innerhalb Deutschlands habe man 13,8 Millionen Euro in Rechnung gestellt.

Deutlich höhere Summen – 859 Millionen Euro – fielen der Firma zufolge im Zuge eines Auftrages zur Maskenbeschaffung an, wofür die Kosten ans Ministerium weitergereicht worden seien. Als Einkaufsdienstleister habe man mehr als 560 Millionen Stück beschafft: Die durchschnittlichen Preise pro Maske hätten dabei deutlich unter denen des Open-House-Verfahrens des BMG gelegen: 2,93 Euro pro FFP2- sowie 41 Cent pro OP-Maske.

Aus der Sicht der Firma gab es auch keine Grundlage für Schadenersatzforderungen. Die im Sudhof-Bericht bemängelten Leistungsstörungen „entbehren jeder vertraglichen Grundlage“, heißt es. Die von Sudhof aufgeführten Leistungsumfänge seien nicht Vertragsgegenstand und auch nicht geschuldet gewesen. „Unser Logistikauftrag war eine reine Umschlaglogistik.“ Genannte Punkte wie beispielsweise TÜV-Prüfungen oder Chargenverfolgung seien erst nachträglich vom BMG eingefordert worden.

Fiege hat den Bericht Sudhofs nach eigenen Angaben seit dem 24. Juni vorliegen, „in seiner im Internet veröffentlichten Form inklusive Schwärzungen“. Die Firma selbst sei nicht von Sudhof befragt worden, obwohl man bereits im Sommer 2024 volle Unterstützung bei der Aufarbeitung zugesichert habe. Auch Spahn hatte angegeben, nicht für diese Untersuchung befragt worden zu sein.

Die Firma betonte, „aufgrund der frühen COVID-Erfahrungen unserer Logistikstandorte in Italien überdurchschnittlich schnell handlungsfähig“ gewesen zu sein und daher vom BMG beauftragt worden zu sein. Bereits Ende Februar 2020 habe man ein sofort umsetzbares Notfallkonzept für die Lagerung und Verteilung kritischer Güter in Deutschland vorlegen können.

„Konkrete Gründe und Details für eine angebliche Warnung des Bundesinnenministeriums (BMI) und Bundesverteidigungsministeriums (BMVg) vor einer Auftragsvergabe an Fiege, wie es mitunter in der Presse zu lesen ist, erschließen sich für uns nach Auswertung des veröffentlichten Berichts nicht“, heißt es.

Spahn wurde in der Debatte auch der Vorwurf gemacht, sein persönliches Netzwerk gegenüber anderen Wettbewerbern bevorzugt zu haben. Etwaige Verbindungen zum früheren Minister thematisiert Fiege in der aktuellen Stellungnahme zwar nicht. Auf der Unternehmenswebseite wurde aber in der Vergangenheit darauf eingegangen: Die Behauptung, der Auftrag sei vor allem wegen guter Beziehungen zu Spahn ergangen, wird dort ebenfalls zurückgewiesen.

ggr

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