Politik

Nationale Meno­pausenstra­tegie: Fraktionen zeigen sich aufgeschlossen

  • Freitag, 18. Oktober 2024
/picture alliance, Michael Kappeler
/picture alliance, Michael Kappeler

Berlin – Die Union setzt sich auf Bundesebene für eine nationale Menopausen-Strategie ein. Ein Antrag der Oppositionspartei wurde heute im Bundestag debattiert. Die Fraktionen zeigten sich der Thematik überwie­gend aufgeschlossen. Der Antrag wurde nun zur weiteren Beratung an die Ausschüsse überwiesen. Der Ge­sundheitsausschuss übernimmt eine federführende Rolle.

„Die Menopause ist wie ein gut behütetes Geheimnis“, sagte Kirsten Kappert-Gonther (Grüne), amtierende Vorsitzende des Gesundheitsausschusses. Es seien immer mehr Frauen betroffen, aber kaum jemand spreche darüber. Bis heute würden Frauen buchstäblich von den Bildschirmen verschwinden, wenn sie ein bestimmtes Alter erreicht hätten.

„Erst wenn wir tabufrei auf diese Zeit gucken, dann können wir mit Stereotypen aufräumen, dann können Frauen ihr Potenzial entfalten“, sagte Kappert-Gonther. Der Antrag biete eine gute Grundlage dafür, die Be­dürfnisse von Menschen in der Menopause endlich ernst zu nehmen und sie auf die Bildschirme zu rücken.

„Wechseljahre führen ein Schattendasein in der gesellschaftlichen Debatte“, betonte auch Simone Borchardt (CDU), Mitglied des Gesundheitsausschusses. Oft würden Wechseljahrssymptome nicht ausreichend erkannt oder falsch interpretiert. Man müsse das gesellschaftliche Bewusstsein für die Thematik schärfen. Der Antrag sei der richtige Weg dafür.

„Bei der Frauengesundheit gibt es massive Defizite aufzuholen“, betonte auch SPD-Politikerin Heike Engel­hardt, Mitglied im Gesundheitsausschuss. Dies werde bereits durch Forschungsgelder unterstützt. Bei den Wechseljahren sei neben der Forschungsförderung jedoch vor allem wichtig, eine gesellschaftliche Akzeptanz zu erreichen.

„Frauen sollten selbst bestimmen können, wie sie diese Phase ihres Lebens gestalten wollen“, sagte Saskia Weishaupt (Grüne), Mitglied im Gesundheitsausschuss. Bislang erhalte die Menopause noch zu wenig Beach­tung, dies gelte es zu ändern. Dies sei eine gemeinsame Anstrengung von Politik, Gesellschaft, Selbstverwal­tung und Krankenkassen. Für den Antrag sei sie deshalb sehr dankbar.

„Die Menopause muss raus aus der Tabuzone“, betonte auch Nicole Westig (FDP), Mitglied des Gesundheits­aus­schusses. Durch den demografischen Wandel würden in Zukunft immer mehr Frauen in die Wechseljahre kommen. Um einen volkswirtschaftlichen Schaden zu verhindern und weiterhin am weltweiten Wettbewerb teilnehmen zu können, müsse man sich dringend eine Lösung überlegen.

Es könne jedoch nicht alles politisch gelöst werden, kritisierte Westig. Das betriebliche Gesundheitsmanage­ment, dass dem CDU-/CSU-Antrag zufolge um Angebote für Frauen in den Wechseljahren ergänzt werden soll, sei etwa nicht Sache des Gesetzgebers.

Die Gesundheitsförderung müsse vielmehr aus den Unternehmen selbst kommen. Deshalb sei es wichtig, das gesamtgesellschaftliche Bewusstsein für die Menopause zu schärfen, damit auch Unternehmen erkennen würden, dass sie Möglichkeiten für betroffene Frauen schaffen müssten.

Borchardt ergänzte, dass neben den Arbeitgebern auch die Kassen sensibilisiert werden müssten, damit entsprechende Angebote für die Frauen im betrieblichen Kontext geschaffen werden könnten.

Schließlich müssten auch Männer in die Verantwortung gezogen werden und die Bemühungen unterstützen, sagte Georg Kippels (CDU), ebenfalls Mitglied im Gesundheitsausschuss. Sie hätten die Verpflichtung, sich ebenfalls aktiv an der gesellschaftlichen Aufklärung über die Menopause zu beteiligen. Die Unkenntnis über die Wechseljahre müsse dringend beseitigt werden.

Die AfD zeigte sich als einzige Fraktion skeptisch und stellte sich gegen den Antrag. „Hat unser Volk keine anderen Probleme?“, fragte Christina Baum (AfD), Mitglied des Gesundheitsausschusses, und tat die Menopau­senproblematik als unwichtig ab.

Der Antrag geht auf eine Initiative der CSU-Bundestagsabgeordneten Emmi Zeulner zurück. Zeulner hatte zum heutigen Weltmenopausentag nochmals betont, wie wichtig es sei, die Thematik politisch zu adressieren.

„Wir erleben derzeit in vielen Debatten eine zunehmende Verrohung, insbesondere auch durch die AfD“, so die CSU-Politikerin. „Umso wichtiger ist es, dass wir mit diesem Thema ein starkes Zeichen setzen: Frauengesund­heit ist keine Nebensache, sondern ein zentrales gesellschaftliches Anliegen. Dass wir dieses Thema auf Wunsch der CDU/CSU im Bundestag am Weltmenopausentag diskutieren, zeigt, welch hohen Stellenwert die Gesundheit der Frauen für uns hat“.

In Hinblick auf die Bemühungen zur Menopause in Großbritannien sagte Zeulner, dass es sich lohnen würde, den Blick zu weiten und voneinander zu lernen. „Deswegen würde ich mich freuen, wenn sich aus der Debatte eine parteiübergreifende Zusammenarbeit entwickelt, die uns wirklich weiterbringt“.

Zeulner bedankte sich in der Debatte für die zahlreichen Initiativen, die das Thema Menopause bereits in die Öffentlichkeit tragen. „Unsere Aufgabe ist es nun, diese Initiative aufzunehmen“, sagte sie. „Den nächsten Generationen soll es besser gehen“.

In dem Antrag wird darauf gedrängt, die Menopause zu enttabuisieren und Frauen in dieser Lebensphase zu stärken. Die Wechseljahre seien ein bedeutsamer Lebensabschnitt einer jeden Frau, der mit physischen, psychischen und sozialen Veränderungen einhergehe.

Die Menopause betrachtet die CDU-/CSU-Fraktion in ihrem Antrag als gesamtgesellschaftliches Thema. Das Klimakterium hat demnach nicht nur direkte Auswirkungen auf die Gesundheit der Frauen, sondern auch ökonomische und soziale Folgen, die die Thematik zu einem politischen Thema machen.

Der Antrag enthält Vorschläge, die Aufklärungs- und Sensibilisierungsarbeit zu den Wechseljahren auszubauen und dabei auf internationale Erfahrungen und Best-Practice-Beispiele, etwa aus Großbritannien, zurückzu­greifen. Der Zugang zu medizinischer Versorgung müsse „leicht zugänglich und für die Patientinnen kostenlos oder kostengünstig“ sein.

Neben einer nationalen Menopausenstrategie und der Entwicklung von Leitlinien für eine „neue Politik für die Frauengesundheit“ wird in dem Antrag der CDU-/CSU-Fraktion auch gefordert, das Thema Menopause im Me­dizinstudium intensiver zu behandeln, „nicht zuletzt, um falsche Diagnostik und entsprechende Fehlbehand­lungen zu vermeiden“.

In dem Antrag wird in diesem Zusammenhang auch die Honorierung von niedergelassenen Gynäkologen bei der Beratung von Wechseljahrsbeschwerden und -therapien angesprochen. Weitere Themen sind die Forschungsförderung und das betriebliche Gesundheitsmanagement, die deutlich ausgebaut werden sollen.

nfs

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