Politik

Neue Erstanlaufstelle für Missbrauchsopfer in Bayern

  • Mittwoch, 2. August 2023
/Andrey Popov, stock.adobe.com
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München – Opfer von Missbrauch und sexualisierter Gewalt können in Bayern jetzt bei einer Erstanlaufstelle schnell und anonym Hilfe bekommen. Die neue Anlaufstelle vermittele gezielt zu den vielfältigen Beratungs- und Unterstützungsangeboten im Freistaat, erläuterte Sozialministerin Ulrike Scharf (CSU) zum Start gestern.

Unter der Hotline (089) 889 889 22 stehen geschulte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ab sofort von Montag bis Donnerstag von 9 bis 16 Uhr, am Freitag bis 12 Uhr zur Verfügung. Zusätzlich gibt es mittwochs einen Abendtermin von 18 bis 20 Uhr.

Wer sich zuerst selbst informieren möchte, kann auch mit einem Digitalen Lotsen auf der Website bayern-gegen-gewalt.de rund um die Uhr nach Angeboten suchen und leicht zugänglich Hilfe erhalten.

„Hilfsangebote sollen in Anspruch genommen werden. Mir ist aber vollkommen bewusst, dass die Hemm­schwelle bei Betroffenen oft hoch ist“, sagte Scharf. „Wir lassen Betroffene von Missbrauch und sexualisierter Gewalt mit ihren schrecklichen Erlebnissen und Verletzungen nicht alleine.“

Harsche Kritik kam derweil von der Opposition: „Das ist allenfalls ein Feigenblatt der CSU, um den Anschein zu erwecken, dass man sich kümmert“, urteilten etwa die Landtags-Grünen. Nötig sei nicht eine Stelle, die nur weiterverweise, sondern eine, die eigene Angebote vorhalte.

„Gerade Erwachsene, deren Missbrauchserfahrung viele Jahre zurückliegt, werden auf einen Spießrutenlauf durch Bayern geschickt“, argumentierten die Grünen. „Außerdem braucht es mehr Geld. Wenn der Beratungs­bedarf steigt, ist die Einrichtung schnell am Limit.“

Nicht zuletzt werde die Prävention komplett vernachlässigt. „Es ist wichtig, dorthin zu gehen, wo Vorfälle struktureller, sexualisierter Gewalt sich häufen, etwa in Kirchen oder Sportvereinen“, betonten die Grünen.

Auch die sozialpolitische Sprecherin der FDP-Fraktion, Julika Sandt, bemängelte, die neue Stelle sei „noch lange kein Grund für die Ministerin, sich zu feiern“. Verbände beklagten, dass die Finanzierung und der flächendeckende bedarfsgerechte Ausbau der Fachstellen nicht sichergestellt sei.

Außerdem erhielten in Bayern weniger als drei Prozent der Gewaltopfer eine Entschädigung, wie sie ihnen nach dem Opferentschädigungsgesetz zustehe – dies liege weit unter dem Bundesdurchschnitt. „Hier bleibt die Ministerin weiter untätig“, kritisierte Sandt.

dpa

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