Nur noch sieben Prozent der Kliniken bezeichnen wirtschaftliche Lage als gut

Berlin – Nur noch sieben Prozent der deutschen Krankenhäuser bezeichnen ihre wirtschaftliche Lage als gut oder sehr gut, 61 Prozent hingegen als schlecht oder sehr schlecht. Das ist das Ergebnis der jährlichen Frühjahrsumfrage im Krankenhaus-Index des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI).
Zudem schauen die Kliniken mit großer Sorge und Skepsis auf die Krankenhausreform und erwarten, dass die Reform ihre Ziele mehrheitlich nicht erreicht und sich die Versorgung in Deutschland sogar verschlechtern wird.
Auf große Skepsis trifft laut der Umfrage insbesondere die geplante Vorhaltefinanzierung. Drei Viertel der Kliniken erwarten dadurch keinerlei wirtschaftliche Verbesserung. Lediglich rund ein Viertel der Krankenhäuser würde aktuell die Anforderungen bei fast allen, konkret bei 90 bis 100 Prozent der sie betreffenden Leistungsgruppen erfüllen.
„Besonders ernüchternd ist der Blick der Kliniken auf die Vorhaltefinanzierung. Er bestätigt voll und ganz, dass Lauterbachs Modell schon jetzt gescheitert ist, da es keineswegs die Krankenhäuser vom Druck befreit, immer mehr Patientinnen und Patienten behandeln zu müssen, um die laufenden Kosten zu decken“, kommentierte der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Gerald Gaß, die Befragung.
Auf diesen Missstand habe man Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) schon vor Monaten mit einer eigenen Auswirkungsanalyse aufmerksam gemacht. „Dieser ist allerdings weiter im Blindflug unterwegs und hat selbst noch nicht untersuchen lassen, welche Auswirkungen seine Reformpläne auf die Versorgung haben werden“, so Gaß.
Dabei stelle die Vorhaltefinanzierung einen Kernpunkt der Krankenhausreform dar. Die DKG fordere eine fallzahlenunabhängige Vorhaltefinanzierung seit vielen Jahren. „Es ist geradezu dramatisch, dass der Minister dieses wichtige Vorhaben komplett in den Sand gesetzt hat und sich die Versorgungslage in dünner besiedelten Regionen sogar noch verschlechtern wird.“ Die Umfrageergebnisse des DKI seien ein „Appell an den Minister, dieses wichtige Element der Reform nachzubessern“.
Gaß erneuerte auch die Forderung der Krankenhäuser, einen Inflationsausgleich einzuführen, um bestehende Lücken zwischen Einnahmen und Ausgaben zu schließen. Die aktuellen Zahlen spiegelten eben nicht nur abstrakte betriebswirtschaftliche Rechnungen wider. Sie würden bedeuten, dass Versorgungsangebote eingeschränkt werden müssen, dass Länder und Kommunen ihre Kliniken mit zusätzlichem Steuergeld stützen müssen, das anderswo fehlt oder dass Krankenhäuser schlicht schließen müssen, betonte der DKG-Chef.
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