Öffentlicher Gesundheitsdienst empfiehlt App zur Kontaktnachverfolgung

Berlin/Düsseldorf – Der Öffentliche Gesundheitsdienst (ÖGD) setzt auf neue digitale Möglichkeiten, um Kontakte von Personen nachzuverfolgen, die positiv auf das Coronavirus SARS-CoV-2 getestet wurden.
„Die Luca-App ist ein extrem einfach zu erstellendes digitales Kontakttagebuch, das auch auf älteren Smartphones funktioniert und sogar analoge Schlüsselanhänger für Menschen ohne Smartphone unterstützen soll“, sagte Ute Teichert, die Vorsitzende des Bundesverbandes der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (BVÖGD).
Damit wäre die gesamte Bevölkerung erreichbar. Wer die App benutze, könne laufend über QR-Codes persönliche Aufenthaltsorte und Begegnungen dokumentieren. Das sei besser und vollständiger als ein aus dem Gedächtnis erstelltes Tagebuch. „Sie ist also eine ideale Ergänzung zur Corona-Warn-App“, sagte Teichert.
Die App funktioniert so: Private Nutzer tragen ihre Kontaktdaten in die App ein. Betreiber von Restaurants, Geschäften und anderen Lokalitäten hinterlegen ihre Adresse in der App. Gäste scannen dann beim Betreten der entsprechenden Örtlichkeit einen QR-Code, oder ihr QR-Code wird gescannt und checken so ein. Beim Verlassen der Lokalität können sie manuell auschecken oder – wenn die Option aktiviert ist – automatisch ausgecheckt werden, sobald sie sich eine gewisse Distanz vom Ort entfernt haben.
Die Check-In-Datensätze liegen dann beim Gastgeber. Dieser kann sie laut Hersteller aber nicht entschlüsseln und so nicht auf die persönlichen Daten der Gäste zugreifen. Die Daten werden laut Selbstbeschreibung der App auf deutschen Servern verschlüsselt gespeichert und nach 30 Tagen gelöscht.
Sollte es in einem Betrieb eine gemeldete SARS-CoV-2-Infektion geben, können die Betreiber die Check-In-Datensätze an das Gesundheitsamt übermitteln. Das kann die Datensätze dann entschlüsseln und die betroffenen Nutzer mit den angegebenen Daten schnell kontaktieren.
Das Land Mecklenburg-Vorpommern hat jetzt eine Lizenz für die Nutzung der Luca-App zur Kontaktnachverfolgung gekauft. „Das System ermöglicht schnell und einfach die Kontaktnachverfolgung nach dem Auftreten einer Coronainfektion“, sagte Christian Pegel (SPD), Minister für Energie, Infrastruktur und Digitalisierung des Landes Mecklenburg-Vorpommern.
Es handele sich um einen wichtigen Baustein bei weiteren Öffnungsschritten, etwa in Gastronomie und Kultur, so der Minister. Die Lizenz kostet laut dem Ministerium etwa 440.000 Euro.
„Wenn man, wie anlässlich der Coronapandemie in bestimmten Risikoräumen, schon Kontaktdaten sammeln muss, um Infektionsketten nachzuverfolgen, dann kann dies mit der Luca-App in einer datenschutzfreundlichen Weise erfolgen“, meint Thilo Weichert, Mitglied des „Netzwerks Datenschutzexpertise“ und früherer langjähriger Datenschutzbeauftragter des Landes Schleswig-Holstein.
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