Politik

Pharmalobbyist berät Landesregierung in Nordrhein-Westfalen bei Impfkampagne

  • Dienstag, 12. Januar 2021
Sanofi-Gebäude in Berlin /nmann77, stock.adobe.com
Sanofi-Gebäude in Berlin /nmann77, stock.adobe.com

Düsseldorf – Ein Lobbyist der Impfsparte des Pharmaherstellers Sanofi arbeitet seit Beginn des Jahres für die nordrhein-westfälische Landesregierung im Coronakrisenmanagement. Der bisherige Head of Public Affairs bei Sanofi Deutsch­land, Stefan Kentrup, sei von seinem Unternehmen freigestellt worden, teilte eine Regierungs­sprecherin in Düsseldorf mit.

Seine Tätigkeit als Referent in der Geschäftsstelle des Krisenkoordinationsrats Corona sei bis Juni befris­tet. Die Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ) berichtet in ihrer heutigen Ausgabe über die Personalie.

Die Stelle war nach Angaben der Staatskanzlei ausgeschrieben worden, um zu Beginn der Impfungen „zu­sätzliche personelle Unterstützung und Expertise“ zu gewinnen. Kentrup sei insbesondere mit Vor- und Nachbereitung der Sitzungen des Krisenstabs befasst. Das Gremium, dem alle Staatssekretäre an­gehören, soll die Abstimmung zwischen Ministerien und Staatskanzlei erleichtern.

Kentrup bringe „vertieftes Wissen“ mit, das in den kommenden Monaten besonders gebraucht werde, be­grün­dete die Sprecherin die Entscheidung. Um Interessenkonflikte zu vermeiden, seien eine spezielle Ver­schwie­gen­heitsvereinbarung und ein Verhaltenskodex vereinbart worden.

Er sei mit der regierungsinternen Koordination befasst und nehme keine Außenkontakte wahr, insbeson­dere nicht zu Unternehmen. Auch seinem bisherigen Arbeitgeber gegenüber sei er zur Verschwiegenheit verpflichtet.

Nach Informationen der WAZ gibt es trotzdem Kritik, auch in der Ministerialverwaltung. Der Verein Lob­by­­control sieht einen Interessenkonflikt, der sich auch nicht durch Verschwiegenheitsvereinbarungen und einen Verhaltenskodex auflösen lasse. „Vielmehr wird die Glaubwürdigkeit des Handelns des Krisen­koordi­nationsrates durch eine solche Personalpolitik gefährdet“, sagte ein Sprecher der WAZ.

dpa

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