Psychiatrische und psychosomatische Einrichtungen wirtschaftlich unter Druck

Berlin – Die wirtschaftlichen Probleme vieler Krankenhäuser in Deutschland haben auch die psychiatrischen und psychosomatischen Einrichtungen erfasst. Das berichtet die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) nach einer Befragung von Einrichtungen im Rahmen des Psychiatrie-Barometers 2021/2022.
Danach schätzten bei der vergangenen Jahreswende 13 Prozent der Einrichtungs- und 21 Prozent der Stationspsychiatrien ihre wirtschaftliche Lage als gut ein, 44 beziehungsweise 38 Prozent als unbefriedigend und 35 beziehungsweise 48 Prozent zogen eine gemischte Bilanz. Für 2022 erwartete ein Drittel der Häuser eine weitere Verschlechterung, ein Sechstel rechnete mit Verbesserungen.
„Die psychiatrischen Kliniken waren während der Pandemiejahre weitgehend nicht unter dem Coronarettungsschirm. Mit den aktuellen extremen Preissteigerungen stehen die Psychiatrien vor weiteren großen Problemen, da sie ihre Zusatzkosten nicht einfach weitergeben können“, sagte der Vorstandsvorsitzende der DKG, Gerald Gaß.
Er forderte die Politik auf, den Einrichtungen wirtschaftliche Sicherheit zu geben – „kurzfristig vor allem in Form eines Inflationsausgleichs“, so Gaß. Die DKG regt außerdem an, die Einrichtungen stärker in die ambulante Versorgung einzubeziehen: 72 Prozent der psychiatrischen und psychosomatischen Einrichtungen sehen laut Befragung einen hohen oder sogar sehr hohen Bedarf für den Ausbau ihrer ambulanten Leistungen.
Kritisch stehen die Einrichtungen der „Personalausstattung Psychiatrie und Psychosomatik-Richtlinie“ (PPP-RL) gegenüber, die Mindestvorgaben für das erforderliche therapeutische Personal festlegt. In den ersten drei Quartalen 2021 konnten laut der Befragung die Mindestvorgaben der Richtlinie in keiner Berufsgruppe eingehalten werden.
Bei Ärzten sowie Psychologen waren die Vorgaben mit 58 beziehungsweise 71 Prozent zumindest in mehr als der Hälfte der Krankenhäuser in jedem Quartal erfüllt. Die Vorgaben in der Pflege und bei den Spezialtherapeuten konnten nur 36 beziehungsweise 40 Prozent der Häuser erfüllen. „Wie im gesamten Krankenhausbetrieb muss der Personalmangel in der Psychiatrie grundsätzlich angegangen werden“, erklärte Gaß.
Die Ergebnisse des Psychiatrie-Barometers 2021/2022 beruhen auf einer Befragung in den psychiatrischen und psychosomatischen Fachkrankenhäusern sowie den Allgemeinkrankenhäusern mit psychiatrischen oder psychosomatischen Fachabteilungen. Befragungszeitraum war Oktober 2021 bis Januar 2022, 368 Einrichtungen haben sich beteiligt.
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