Spahn offen für frühere Coronaimpfungen durch Hausärzte

Berlin – Nach der Wiederaufnahme der Astrazeneca-Impfungen hofft Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) auf ein schnelleres Impftempo in Deutschland. „Ich hätte nichts dagegen, wenn wir früher in den Hausarztpraxen beginnen könnten“, sagte Spahn heute in Berlin. Bislang ist von den Ländern geplant, dass die Hausärzte spätestens ab dem 19. April großflächig in die Coronaimpfungen einbezogen werden sollen. Neuere Vorschläge aus dem Kreis sehen nun einige Tage eher vor.
Über eine Beschleunigung der Impfkampagne beraten am Nachmittag auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten der Länder. Dabei soll auch darüber diskutiert werden, wie die Hausäzrte künftig routinemäßig impfen sollen.
In den Praxen sollen vor allem Menschen mit Vorerkrankungen aus der Priorisierungsgruppe 2 geimpft werden können. Spahn sieht hier auch „sehr viel Flexibilität in der Impfpriorisierung“, die in den Hauarztpraxen aus medizinischer Sicht praktiziert werden könnten. Er werbe dafür, die „Impfverordnung zu leben“.
Derzeit sei allerdings noch nicht genügend Impfstoff vorhanden, daher werde es „noch einige Wochen dauern, bis die Risikogruppen vollständig geimpft sind“. Deshalb seien gerade flächendeckende Testungen ein sehr wichtiges Werkzeug, um die Pandemie einzudämmen, aber „nicht die Lösung der Probleme“.
Beim Impfen gehe es derzeit auch um die Distribution zwischen Lager, Großhandel und Praxen. Dabei müsse aber auch das richtige „Erwartungsmanagement“ bei den Vertragsärzten vorhanden sein: Am Anfang gebe es nicht genügend Impfstoff, so dass die Praxen nur etwa mit einer Impfsprechstunde pro Woche rechnen könnten.
Später, ab etwa Mai, solle die Impfung dann auch „routinemäßig“ in die Praxen kommen, auch die Betriebsärzte sollen dann mit dabei sein und Belegschaften impfen können. Nach Spahns Angaben sind durch den Impfstopp bei Astrazeneca in den drei Tagen rund 1,6 Millionen Impfdosen nicht verabreicht worden.
Auch Karl Lauterbach (SPD) betonte in der gemeinsamen Pressekonferenz, dass die Impfgruppe zwei nun zügig und prioritär geimpft werden müsse. „Diese Menschen verlieren am meisten Lebensjahre und Lebensqualität durch eine Erkrankung“, so Lauterbacht.
Man dürfe jetzt nicht mit den Gruppen experimentieren und die Reihenfolge verändern. Er forderte auch, dass nun die Erstimpfung in den Vordergrund rücken müsse, so dass schneller mehr Menschen geimpft werden könnten. Der Zeitpunkt für die Zweitimpfung sollte möglichst ausgereizt werden. Bei Biontech liegt der Intervall bei sechs Wochen, bei Astrazeneca bei zwölf Wochen.
Auch Lars Schaade, Vize-Präsident des Robert-Koch-Institutes, betonte ebenfalls, dass langfristig nur das Impfen ein Weg aus der Pandemie sei – für jedes Individium sowie für die Gesellschaft.
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