Politik

Spahn sichert Gesundheitswesen volle Unterstützung zu

  • Dienstag, 3. November 2020
/picture alliance, Kay Nietfeld
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Berlin – Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat Ärzten, Pflegekräften, Labor­mitarbeitern und sowie allen anderen im Gesundheitswesen Tätigen für ihren Einsatz in der COVID-19-Pandemie gedankt. „Sie sind die Helden unserer Zeit“, sagte Spahn heute in Berlin.

Die Lage sei ernst, der Höhepunkt noch nicht erreicht und die Reduzierung der Kontakte in den kommenden Wochen essenziell, um das SARS-CoV-2-Virus wieder zu kontrollieren. Momentan sei das Gesundheitssystem noch nicht überlastet gewesen, allerdings dürfe man es auch nicht soweit kommen lassen.

„Wir sind diesem Virus nicht machtlos ausgeliefert“, bekräftigte Spahn bei seinem ersten öffentlichen Auftritt nach seiner Genesung. „Ich sitze heute hier nicht nur als Bundesge­sundheitsminister, sondern auch als genesener COVID-Patient.“ Daher wisse er nun auch, wie sich Quarantäne oder Isolation anfühle.

„Derzeit sind in Deutschland über 100.000 Menschen in Quarantäne oder Isolation.“ Er wisse nicht, wo er sich angesteckt habe. „Ich wäre einer von diesen 75 Prozent, die nicht sagen können, wo es passiert ist“, sagte Spahn mit Blick auf die 75 Prozent der Infektio­nen, deren Ausgangspunkt nicht mehr analysiert werden können.

Notwendige Balance bei den einschränkenden Maßnahmen finden

Er warb dafür, dass man in all den Maßnahmen eine Balance finden müsse zwischen dem, „was nötig ist und dem, was möglich ist“. Auch die „dynamische Anpassung der Strategie“ sei ein Teil der dynamischen Lage und solle nicht als Untätigkeit bewertet werden. Zur Anpassung der Lage seien die Veränderungen bei Testverordnungen, bei Maßnahmen wie Kontaktbeschränkungen oder auch die künftige Impfung zu sehen, erklärte Spahn.

Da man inzwischen mehr wisse über das Coronavirus könne man nun auch differenzierter bei den Maßnahmen vorgehen. Auch sei die jetzige Entwicklung nicht plötzlich gekomm­en, sondern auch im Sommer habe man darauf hingewiesen, dass Feierlichkeiten ein hohes Potenzial an Ansteckungen hätten.

Da Deutschland weltweit die zweitälteste Bevölkerung hat und damit allein vom Alter her 30 bis 40 Prozent der Bevölkerung zur Risikogruppe gehört, müsse dies auch in der Dis­kussion um den Schutz dieser Risikogruppen bedacht werden.

Auch appellierte der Minister noch einmal, die Corona-Warn-App zu nutzen. Inzwischen wurde sie auf 21,6 Millionen Geräte runtergeladen – rund zwei Millionen Testergebnisse seien darüber abgerufen worden. Man wolle weiter daran arbeiten, dass auch positiv ge­testete Nutzer ihre Ergebnisse an die unbekannten Kontakte teilen.

Der Vizepräsident des Robert-Koch-Instituts (RKI), Lars Schaade, appellierte an alle, die Einschränkungen ernst zu nehmen. „Wir sind noch mitten im Marathon.“ Die Zahl neuer Coronafälle habe sich zuletzt binnen zehn Tagen verdoppelt. „Wenn das genau so weiter­ginge, hätten wir bis Weihnachten über 400.000 gemeldete Neuinfektionen pro Tag.“

Dann sei das Ge­sund­heitssystem definitiv überlastet. Als Zielmarke nannte Schrade, dass es künftig noch 2.000 Neuinfektionen am Tag geben müsse und der R-Wert für einige Tage auf unter eins fallen müsse. Am Dienstag gab das RKI 15.352 gemeldete neue Co­ronainfektionen innerhalb eines Tages bekannt.

Test­kapazitäten nicht überlasten

Gleichzeitig erklärte er, dass Deutschland seit Tagen in Stadium des exponentiellen Wachstums sei. Niemand wisse vorab, ob er ein Superspreader sei, so Schaade. Daher sei es wichtig, die Regeln zu befolgen und aktuell Kontakte zu reduzieren – im Privaten ebenso wie im Arbeitsalltag. Es sei zudem wichtig, viel zu testen, aber zugleich die Test­kapazitäten nicht zu überlasten. Dehalb habe man die Empfehlungen für die Testkriterien nochmals angepasst.

Die Virologin Melanie Brinkmann sagte, dass es bei der Prävention noch viel Luft nach oben gebe, etwa bei der Schnelligkeit der Kontaktverfolgung oder der tatsächlichen Durchsetzung von Hygienekonzepten. „Es reicht nicht, da einfach nur ein Schild hinzu­hängen.“ Ziel müsse es sei, die Intensivbetten gar nicht erst zu füllen. „Wir wollen doch gar nicht, dass diese Betten genutzt werden.“

Wenn 100 Prozent bei den aktuellen Maßnahmen mitmachten, dauere der Lockdown deutlich kürzer und das sei für alle von Vorteil. „Der Winter stellt uns wirklich vor Heraus­forderungen.“ Viele der Einschränkungen würden aber noch lange bestehen bleiben, etwa die Maskenpflicht. Sie betonte, dass gerade die Maskenpflicht in Schulen und im Unter­richt auch dort ein wichtiger Faktor sei, Infektionen in Schulen so gut wie möglich zu verhindern.

bee/kna/dpa

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