Stationäre Langzeitpflege: Eigenanteile steigen weiter

Berlin – Die Eigenanteile, die Pflegebedürftige für die Aufnahme in ein Pflegeheim bezahlen müssen, steigen weiter an. Das geht aus einer aktuellen Auswertung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) hervor.
Demnach sind die Eigenanteile im ersten Halbjahr des Jahres 2023 um acht Prozent gestiegen, nachdem sie von 2021 auf 2022 bereits um 24 Prozent angestiegen waren. Im Bundesdurchschnitt lagen die Eigenanteile bei 2.614 Euro im Monat. Im vergangenen Jahr waren es noch 2.479 Euro.
Gründe für den neuerlichen Anstieg seien die allgemeine Preissteigerung sowie die Lohnerhöhungen in der Pflege, erklärte die Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, Carola Reimann.
Mit den Eigenanteilen werden die Kosten für die pflegerische Versorgung im Heim, für die Unterkunft, die Verpflegung, die Investitionen und für die Ausbildung abgedeckt. Mit dem Gesundheitsversorgungsweiterentwicklungsgesetz (GVWG) hatte die letzte schwarz-rote Bundesregierung Zuschüsse für die pflegerische Versorgung im Pflegeheim beschlossen: fünf Prozent im ersten Jahr, 25 Prozent im zweiten Jahr, 45 Prozent im dritten Jahr und 70 Prozent für die Zeit danach.
Diese Zuschüsse reichten jedoch nicht aus, um den Anstieg der Eigenanteile zu stoppen, so Reimann. Sie forderte, die Ausbildungskosten aus den Eigenanteilen herauszunehmen – so, wie es die aktuelle Regierung auch in ihrem Koalitionsvertrag angekündigt habe. Auch die Investitionskosten müssten aus den Eigenanteile herausgenommen werden.
Pflegende nicht gegen Pflegebedürftige ausspielen
Ebenfalls heute erneuerte das Bündnis für eine soziale Pflegevollversicherung seine Forderung nach einer Einführung einer Vollversicherung in der Pflege, die alle stationären und ambulanten Pflegekosten übernimmt.
In dem Bündnis sind unter anderem der Paritätische Gesamtverband, die Arbeiterwohlfahrt und die Gewerkschaft Verdi vertreten. Es sei höchste Zeit, dass die Bundesregierung den Menschen mit einer Pflegevollversicherung endlich Sicherheit gebe, meinte der Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbands, Ulrich Schneider, heute in Berlin.
Das Verdi-Vorstandsmitglied Sylvia Bühler mahnte, dass Pflegebedürftige und Beschäftigte nicht länger gegeneinander ausgespielt werden dürften. Die Logik müsse durchbrochen werden, wonach jede Verbesserung bei Arbeitsbedingungen und Löhnen zu höheren Kosten bei den Pflegebedürftigen führe.
Mehrheit der Deutschen befürwortet eine Pflegevollversicherung
Das Bündnis stellte heute die Ergebnisse einer Umfrage vor, die in seinem Auftrag durch das Institut Forsa unter 1.010 erwachsenen Deutschen durchgeführt wurde. Demnach sprachen sich 81 Prozent der Befragten für den Ausbau zu einer gesetzlichen Versicherung aus, die alle pflegebedingten Kosten übernimmt.
Dieser Schritt findet der Umfrage zufolge auch parteiübergreifend Zustimmung: 79 Prozent der SPD-Anhänger befürworten ihn. Bei den Grünen sind es 82 Prozent, bei der CDU 78 Prozent und bei der FDP 76 Prozent.
Lediglich sechs Prozent der Befragten halten die bestehenden Eigenanteile trotz Pflegeversicherung für angemessen. Dabei unterschätzt der Erhebung zufolge eine große Mehrheit, welche Kosten für die Unterbringung in einem Pflegeheim anfallen: 76 Prozent gehen von monatlichen Kosten aus, die 2.500 Euro nicht übersteigen.
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