Steinmeier regt Gedenkfeier für Pandemieopfer an

Berlin – Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier will die Angehörigen der Coronatoten in ihrer Trauer nicht alleine lassen. Das Staatsoberhaupt brachte eine offizielle Gedenkstunde für die Opfer ins Gespräch. „Der Coronatod ist ein einsamer Tod“, sagte Steinmeier dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).
Steinmeier sagte, viele Patienten in Krankenhäusern und Altenheimen seien ohne den Beistand ihrer Angehörigen gestorben, die Hinterbliebenen hätten nicht Abschied nehmen können. „Wir müssen den Menschen in ihrer Trauer helfen – und darüber nachdenken, wie wir unser Mitgefühl ausdrücken können.“
Wann dafür der richtige Zeitpunkt sei und ob etwa eine Gedenkstunde der richtige Rahmen sei, werde er mit den Vertretern der anderen Verfassungsorgane besprechen. Man dürfe die Trauer der Angehörigen nicht vergessen. „Wir haben 9.300 Tote zu beklagen.“ Das seien zwar niedrigere Todeszahlen als anderswo. „Aber es sind in sechs Monaten dreimal so viel wie die jährlichen Verkehrstoten. Das sollten wir nicht übersehen.“
Kanzleramtschef Helge Braun (CDU) hatte bereits im Juli für einen Staatsakt für die deutschen Coronatoten nach spanischem Vorbild plädiert. Steinmeier kündigte nun an, er werde mit Bundestag, Bundesrat, Bundesregierung und Bundesverfassungsgericht über eine offizielle Trauerveranstaltung für die Pandemietoten sprechen.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat die Überlegungen begrüßt. „Es ist schon auch wichtig, finde ich, zu zeigen, dass wir wahrnehmen, welche Härten, welches Leid es auch eben gegeben hat und zum Teil bis heute noch gibt“, sagte der CDU-Politiker gestern im Bild-Gesprächsformat „Die richtigen Fragen“.
Er könne es grundsätzlich nur richtig finden, „dass wir miteinander als Nation, als Gesellschaft auch einen Weg finden“, derer zu gedenken, „für die es hart war im Alltag“, und derer, die der Pandemie zum Opfer gefallen sind. Die Frage sei, „in welcher Form und zu welchem Zeitpunkt“, so Spahn.
Der Vorstand Deutsche Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, sagte hingegen, es sei „zu früh“, jetzt über eine Gedenkstunde für die Opfer der Pandemie zu sprechen. Schließlich sei Deutschland noch mitten in der Krise. „Es gilt, zunächst die Herausforderungen durch COVID-19 zu bewältigen“, sagte Brysch. Erst wenn die Menschen durch einen Impfstoff ausreichend geschützt seien, solle über einen Staatsakt nachgedacht werden.
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