Trabert kritisiert Konzept der Gesundheitskioske

Mainz – Der Sozialmediziner Gerhard Trabert sieht die konkrete Ausgestaltung der von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) vorgesehenen Gesundheitskiosken sehr kritisch.
„Die Grundidee einer wohnortnahen Gesundheitsversorgung ist gut“, sagte Trabert. Doch bei der Frage, was diese Kioske machen sollen, werde nur von Vermittlung und Beratung gesprochen und nicht von Behandlung.
„Beratung hilft da nur bedingt“, sagte Trabert. Die Kioske dürften auch nicht losgelöst von anderen, schon existierenden Stellen sein, wie etwa Clearingstellen, die Menschen helfen sollen, zurück in eine Krankenversicherung zu kommen.
Lauterbach plant den Aufbau von bundesweit 1.000 Gesundheitskiosken in sozial benachteiligten Regionen. Im vergangenen Jahr hatte er einen solchen Kiosk, der Menschen in den Hamburger Brennpunktstadtteilen Billstedt und Horn berät, besucht und diesen als „Prototypen“ bezeichnet. Die Kosten für die Kioske sollen die gesetzliche und private Krankenversicherung und die Kommunen übernehmen.
„Keiner dieser Akteure ist wirklich kompetent, was die Gesundheitsversorgung von sozial benachteiligten Menschen angeht“, monierte Trabert. Es brauche eine Vernetzung mit Betroffeneninitiativen und Nichtregierungsorganisationen. Für Trabert kommt die Versorgung sozial benachteiligter Menschen im Bundesministerium zu kurz.
Es sei ihm völlig unverständlich, warum in dem Ministerium nicht wieder eine Arbeitsgruppe Armut und Gesundheit, wie es sie zwischen 2000 und 2004 schon mal gegeben habe, entstehe – und das gerade unter dem „Pandemieminister Lauterbach“, wie Trabert sagte.
Studien hätten gezeigt, dass in der Coronapandemie arme Menschen häufiger infiziert gewesen seien und es unter ihnen auch eine höhere Sterbequote gegeben habe.
„Armutsbekämpfung muss zu einem Querschnittsthema in allen Bundesministerien werden“, forderte Trabert, der als Parteiloser 2022 für die Linke für das Amt des Bundespräsidenten kandidiert hatte und nun eines der prominenten Gesichter für die Europwahl 2024 werden soll.
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