UPD: Weiter hohe Nachfrage nach Informationen im Gesundheitswesen

Berlin – Ärger über fehlende Arzneimittel, mangelnde Transparenz bei digitalen Informationen oder Fragen zum Krankengeld: Der Beratungsbedarf von Patientinnen und Patienten sowie pflegenden Angehörigen bleibt weiter auf einem hohen Niveau, dies teilte heute die Unabhängige Patientenberatung Deutschland mit.
Nach den Höhepunkten im Corona-Jahr 2020 wurden 2022 demnach über 120.000 Beratungen überwiegend am Telefon, sowie in kleineren Anteilen vor Ort oder als Online-Beratung durchgeführt. Schwerpunkte blieben dabei die rechtliche Beratung in der Hälfte aller Anlässe (56,8 Prozent), die medizinische Beratung (26,5 Prozent) sowie die allgemeine Beratung (16,7 Prozent). Dabei waren die Themen wie Krankengeld, Pflegeleistungen, Arztsuche sowie weiterhin Fragen zu Corona und zu den gesundheitlichen Folgen Inhalt der Gespräche.
„Die Dauerbaustellen im Gesundheitswesen sind oft auch die persönlichen Krisen der Patientinnen und Patienten", berichtete UPD-Geschäftsführer Thorben Krumwiede bei der Vorstellung des Monitors heute in Berlin. Gerade bei der Suche nach einer Arztpraxis, die noch neue Patienten aufnimmt, verzweifeln immer mehr Ratsuchende. Zu diesem Thema gab es im vergangenen Jahr 5.500 Beratungen, eine Steigerung von 1.500 Anfragen im Vergleich zum Jahr davor.
Viele Ratsuchenden berichteten dabei, dass ihnen die Terminservicestelle (TSS) zwar einen einzelnen Termin vermitteln könne, aber keine langfristige Betreuung, beispielsweise in der Pädiatrie oder bei Hausärzten. Besonders schwierig sei es auch für Eltern mit Kindern, die eine Behinderung haben, entsprechende Spezialisten zu finden. Und dies sei kein auschließliches Problem von ländlichen Regionen, auch in Großstädten suchten immer mehr Eltern eine pädiatrische Praxis.
Auch der Beratungsbedarf für psychosoziale Beratung sei deutlich gestiegen. So zählte die UPD im Bereich der medizinischen Beratung es rund 6.000 psychosoziale Beratungen, deren Inhalt oft die Auswirkungen der globalen Krisen im Jahr 2022 waren. Im Jahr 2020 waren es etwas mehr als 4.000 Beratungen in diesem Bereich. Dies seien keine medizinischen Sorgen, sondern eher soziale Sorgen.
„Dies sind inzwischen 20 bis 30 Beratungen pro Tag, in denen deutlich wird, dass die Menschen in ihrer Gesundheit auch von der Energiekrise sowie von der Inflation betroffen sind", so Krumwiede. Im schriftlichen Bericht führt die UPD Fragen zur Krankheits- und Lebensbewältigung (62,4 Prozent), sowie Probleme im sozialen und beruflichen Umfeld (29,5 Prozent) und wirtschaftliche und soziale Absicherung (8,1 Prozent) auf. Gerade pflegende Angehörige sind von der Not bei der finanziellen Überlastung sowie bei der psychischen Überlastung der Pflege betroffen. Fragen rund um die Pflegeleistung sind ist der zweithäufigste Beratungsanlass bei den rechtlichen Beratungsthemen bei der UPD.
Aus Sicht des Patientenbeauftragten der Bundesregierung, Stefan Schwartze (SPD), ist es weiterhin ein großes Problem, dass Patienten ihr Recht auf Einsichtnahme in ihre Patientenakte oftmals verweigert wird. „Patienten dürfen hier nicht zu Bittstellern werden“, so Schwartze bei der gemeinsamen Vorstellung des Monitors. Es sei aber wichtig, dass Patienten sich hier informieren können, ob bei ihnen möglicherweise ein Behandlungsfehler vorliegt. Er wolle das Jahr 2023 als Jahr der Patientenrechte sehen und setze sich bei der Bundesregierung und im Parlament dafür ein, dass ein Patientenrechtestärkungsgesetz auf den Weg gebracht wird.
Dieser UPD-Monitor ist der letzte dieser Art – ab 2024 wird die UPD in einer Stiftung geführt und soll damit dann unabhängiger werden. Dafür muss allerdings noch eine Stiftung gegründet werden, wie im UPD-Gesetz im März 2023 festgelegt. Derzeit hapert es aber offenbar bei der Ausarbeitung der Stiftungssatzung: So betonte Patientenbeauftragter Schwartze, dass er regelmäßig im Austausch mit allen beteiligten Selbsthilfeorganisationen dazu sei.
Der aktuelle UPD-Geschäftsführer Krumwiede wies mehrfach bei der gemeinsamen Pressekonferenz darauf hin, dass die Mitarbeitenden nun Klarheit wünschten, ob sie auch 2024 weiterhin bei der UPD arbeiten könnten. Bislang hätten zehn Prozent der Mitarbeitenden die Organisation verlassen, ein weiterer Exodus sei zu befürchten. „Das bedeutet, dass wir die Beratungskapazität von rund 12.000 bis 13.000 Beratungen schon verloren haben", so Krumwiede. Das Lob für die Arbeit, das Schwartze den Mitarbeitenden ausgesprochen hatte, nehmen sie zwar gerne an, zeigen aber wenig Verständnis für die aktuelle Hängepartie. „Der Zug ist schon aus dem Bahnhof gefahren, aber ohne Strategie und Streckenplanung.“
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