Verstecktes Infektionsgeschehen: Seehofer für kostenfreie Coronatests

München – Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) ist dagegen, Coronatests für Nicht-Geimpfte bald kostenpflichtig zu machen. „Solange die Pandemie anhält, würde ich nichts an der Kostenfreiheit ändern. Ich möchte, dass denen, die weder geimpft noch genesen sind, die Chance des Tests bleibt“, sagte Seehofer der Mittelbayerischen Zeitung. Andernfalls drohe ein verstecktes Infektionsgeschehen.
Seehofer stellte sich damit gegen jüngste Überlegungen von Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD), Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) und auch von CSU-Chef und Bayerns Regierungschef Markus Söder. Diese hatten zuletzt dafür plädiert, Coronatests auf Dauer nicht mehr öffentlich zu bezahlen – wenn alle, die sich impfen lassen können, ein Impfangebot erhalten haben.
Eine Impfpflicht, etwa von Unternehmen für ihre Mitarbeiter, lehnte Seehofer strikt ab. „Ganz allergisch reagiere ich, wenn jemand sagt: Wenn du nicht geimpft bist, wirst du bei uns nicht mehr beschäftigt. Oder weil du nicht geimpft bist, bekommst du keine Kranken- oder Lebensversicherung. Davor kann ich nur dringend warnen.“ Der Staat habe noch genügend Möglichkeiten, für die Impfung zu werben und sollte die „notwendige Gelassenheit“ aufbringen.
Er selbst könne „nur dafür werben, dass man sich impfen lässt“, sagte Seehofer und betonte: „Die Impfung hilft. Es ist bis dato der beste Schutz gegen eine potenziell tödliche Krankheit.“ Bei ihm selbst habe schon die Erstimpfung nach Angaben der Ärzte zu einem milden Verlauf geführt.
Auch die Gewerkschaft Verdi ist gegen eine Impfpflicht am Arbeitsplatz und setzt stattdessen auf eine verbesserte Impfkampagne. „Wir lehnen eine Impfpflicht ab, auch für bestimmte Berufsgruppen“, sagte Grit Genster, Leiterin des Bereichs Gesundheitspolitik bei Verdi. Stattdessen setze man sehr darauf, dass gut informiert werde und niederschwellige Angebote gemacht würden.
Die Impfquote im Gesundheitswesen und etwa auch in Kitas sei bereits überdurchschnittlich hoch, sagte Verdi-Vertreterin Genster dazu. „Eine Impfpflicht wäre ein massiver Eingriff in die Grundrechte, der nicht verhältnismäßig und nicht zu rechtfertigen wäre“, fuhr sie fort.
Als Gewerkschaft empfehle Verdi jedoch generell, sich impfen zu lassen. Das gelte nicht nur aus Gründen des Selbstschutzes, sondern auch etwa „zum Schutz von Patientinnen und Patienten, der Kinder sowie Kolleginnen und Kollegen“.
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