Politik

Warken will Verantwortung von Pflegekräften stärken

  • Mittwoch, 21. Mai 2025
/Photographee.eu, stock.adobe.com
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Berlin – Pflegekräften soll mehr Verantwortung übertragen werden. Dafür hat sich heute Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) ausgesprochen. „Wir wollen ihnen mehr Verantwortung geben, mehr Vertrauen schenken und gerade auch die Kompetenzen, die sie haben, besser nutzen“, sagte sie im ARD-Morgenmagazin.

Warken sieht darin nicht nur einen Vorteil für Betroffene, sondern auch für das System, insbesondere, wenn einzelne Behandlungen „ein bisschen pragmatischer und schneller“ angegangen werden könnten.

Der GKV-Spitzenverband sprach von einem „guten Signal der neuen Gesundheitsministerin“. Die Pflegefachkräfte könnten mehr, als ihnen heute erlaubt sei, erklärte der Sprecher des Verbands, Florian Lanz.

„Mehr Kompetenzen für Pflegefachkräfte könnte sogar eine Win-win-win-Regelung werden, denn das hilft den Pflegebedürftigen, stärkt die Pflegekräfte und entlastet die Ärztinnen und Ärzte", fuhr er fort.

Ziel der Bundesregierung ist es der Bundesgesundheitsministerin zufolge auch, das Vertrauen in das Gesundheitssystem zurückzugewinnen. Die Beiträge müssten stabil bleiben, wobei es keine Leistungskürzungen geben solle. Es stecke viel Geld im System, das anders genutzt werden könne.

„Wir gehen jetzt aber mit allen ins Gespräch und schauen uns da die Vorschläge an, um dann wirklich gute Reformen machen zu können“, versprach Warken.

Für eine Stärkung der Pflegekompetenzen sprachen sich heute auch Fachleute bei einem Parlamentarischen Frühstück in Berlin aus. Die Handlungsmöglichkeiten der Pflegekräfte müssten dringend erweitert und die sektorenübergreifende Arbeit ausgebaut werden, hieß es bei der Veranstaltung.

Auch der Akademisierung von Pflegekräften kam in den Gesprächen, zu denen die Bundestagsabgeordnete Emmi Zeulner (CDU/CSU), die Katholischen Krankenhäuser und der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) eingeladen hatten, eine wichtige Rolle zu.

Pflegegesetze auf den Weg bringen

Für die Pflege seien aus der vergangenen Legislatur einige Gesetze übriggeblieben, sagte Bernadette Rümmelin, Geschäftsführerin des Katholischen Krankenhausverbandes Deutschland. „Wir sehen eine ganz starke Notwendigkeit für die Praxis, dass wir mit einem Paket an Pflegegesetzgebungen in dieser neuen Legislatur starten“.

Für die Entwicklung einer zukunftsfähigen Daseinsvorsorge sei dies auch vor Herausforderungen wie dem Fachkräftemangel, dem demografischen Wandel und der Versorgung in der Fläche notwendig. „Wir müssen die Pflege in ihrer Profession als neue Schlüsselfunktion sehen“, sagte Rümmelin.

Vieles sei schon da, betonte auch Bernadette Klapper, Geschäftsführerin des DBfK. Das Potenzial der Pflegeberufe müsse „voll entfaltet“ und die Strukturen für die Pflege neu geordnet werden.

„Wir brauchen ein durchgängiges, schlüssiges Bildungs- und Rollenkonzept in der Pflege, in dessen Mittelpunkt die generalistischen Profile auf allen Qualifikationsebenen stehen – angefangen bei der Pflegefachassistenz als generalistisches Modell, dann die Pflegefachausbildung, der dreijährige Bachelor und auf der weiteren akademischen Ebene die Advanced Practice Nurse“, sagte Klapper. Bei Advanced Practice Nurse handelt es sich um einen Studiengang mit Masterabschluss.

Zudem brauche es eine Erweiterung der Kompetenzen in der Heilkundeausübung. Die Vorbehaltsaufgabe, die seit 2020 im Pflegeberufegesetz verankert sei, biete weiteres Potenzial für die Pflegeberufe. Nicht zuletzt seien auch die Themen Prävention, Nachsorge und der Aufbau lokaler Netzwerke in der Pflege wichtig, betonte Klapper. Community Health Nurses könnten bei dieser wichtigen Aufgabe unterstützen. Die Community Health Nurse oder auch Gemeindeschwester ist ein pflegerisches Berufsbild mit dem Ziel, die primäre Gesundheitsversorgung zu verbessern.

„Advanced Practice Nursing fördert den Transfer von Pflegewissenschaft in die Praxis und in die direkte Versorgung der Patientinnen und Patienten, insbesondere bei höchst komplexen Versorgungssituationen“, stellte Merle Marie Borrello, Pflegeexpertin und Advanced Practice Nurse in Delir und Demenz am Katholischen Marienkrankenhaus in Hamburg, die noch neue Berufsform vor.

Advanced Practice Nursing könne dabei helfen, die Versorgungsqualität zu verbessern und Prozesse in der Pflege zu optimieren. Patientinnen und Patienten profitierten von geschultem Personal und neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen, beispielsweise zu Unterstützungsmöglichkeiten für Delirpatienten.

Bislang sei es für akademische Pflegekräfte jedoch sehr schwer, einen Job zu finden. Stellen für Masteranden gebe es noch nicht oder zumindest nicht flächendeckend, so Borrello. Dies schrecke momentan noch viele davon ab, einen Pflegeberuf zu studieren. Die Politik müsse dafür sorgen, diese Stellen zu schaffen.

Weitere Themen sind Borrello zufolge unzureichende Refinanzierungen, die Einbindung in Tarifverträge sowie die Schärfung des Rollenprofils, um handlungsfähig zu sein. Sie wünschte sich außerdem eine bessere Bekanntheit und höhere Akzeptanz für das Berufsbild der Advanced Pratice Nurse. Noch müsse sie jedem erklären, was ihre Aufgaben seien.

„Die Pflege ist bereit, Verantwortung zu übernehmen und ihr Fachwissen in die Versorgung einzubringen“, sagte die Bundestagsabgeordnete Zeulner. „Das unterstütze ich aus voller Überzeugung im Sinne der Professionalisierung und einem attraktiven Berufsbild mit klaren Karrierepfaden“. Sie versprach, die Gesetze zur Pflegekompetenz, den Masterabschluss Advanced Practice Nurse und die bundeseinheitliche Pflegeassistenzausbildung „endlich zügig regeln“ zu wollen.

nfs/afp

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