Wirtschaftliche Situation psychiatrischer und psychosomatischer Kliniken angespannt

Berlin – Die Lage der psychiatrischen und psychosomatischen Abteilungen und Fachkrankenhäuser wird von den Einrichtungen einer Umfrage zufolge sehr unterschiedlich eingeschätzt. Das zeigt der neue Psychiatrie-Barometer 2024/25 des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI) im Auftrag der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG).
Demnach bewerteten 28 Prozent der psychiatrischen und psychosomatischen Abteilungen und 35 Prozent der Fachkrankenhäuser ihre wirtschaftliche Lage zum Jahreswechsel 2024/25 als „gut“ oder „sehr gut“.
25 Prozent der Abteilungen und 23 Prozent der Fachkrankenhäuser bezeichneten die finanzielle Lage als „schlecht“ oder „sehr schlecht“. 47 Prozent der Abteilungen und 43 Prozent der Fachkrankenhäuser gaben ihre Lage als „mäßig“ an.
Dem Psychiatrie-Barometer zufolge erwarten 30 Prozent der Abteilungen und 16 Prozent der Fachkrankenhäuser, in den kommenden sechs Monaten ihr Personal reduzieren zu müssen. Zudem plant rund ein Fünftel der Einrichtungen Leistungsumfang und -angebot einzuschränken.
Darüber hinaus haben 26 Prozent der Einrichtungen Trägerzuschüsse erhalten und 21 Prozent Liquiditätskredite bei Banken aufgenommen. Eine gekürzte oder verspätete Auszahlung von Weihnachtsgeld an die Mitarbeitenden lehnt die überwiegende Mehrheit der Krankenhäuser ab.
Für die DKG sind die Zahlen ernüchternd. „Die Auswirkungen gestiegener Kosten auf die Liquidität sind erheblich“, sagte der DKG-Vorstandsvorsitzende Gerald Gaß. Mehr als 70 Prozent der Kliniken berichteten von starken bis sehr starken Einbußen. Nur rund ein Drittel gebe an, dass die Auswirkungen gering oder nicht spürbar seien. In der Konsequenz setzten viele Einrichtungen auf kurzfristige Maßnahmen wie die Aussetzung geplanter Investitionen oder Nichtbesetzung offener Stellen.
Neben finanziellen Aspekten beleuchtet die Befragung auch den Personalstand. Demnach konnten 37 Prozent der befragten Einrichtungen die Personalvorgaben der „Personalausstattung Psychiatrie und Psychosomatik-Richtlinie“ (PPP-RL) in allen Berufsgruppen vollständig einhalten.
55 Prozent der Einrichtungen setzen internationale Fachkräfte ein – vor allem in der Pflege und im ärztlichen Dienst. Weitere sieben Prozent planen dies. Die Herausforderungen dafür sind laut der Befragung aber hoch, insbesondere Sprachbarrieren, Anerkennungsverfahren und hohe Rekrutierungskosten. Die Mehrheit der Kliniken unterstützt ihre internationalen Mitarbeitenden mit gezielten Einarbeitungs- und Integrationsprogrammen.
„Was wir brauchen, sind realistische Personalvorgaben, ausreichend finanzierte Budgets und weniger bürokratische Hürden bei der Rekrutierung internationaler Fachkräfte. Nur so können wir die Versorgung der psychisch erkrankten Menschen durch die Krankenhäuser langfristig sichern“, betonte Gaß.
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