Psychiatrische Einrichtungen wirtschaftlich unter Druck

Berlin – Die hohe Inflation in Deutschland bringt auch viele psychiatrische Einrichtungen in eine wirtschaftliche Schieflage. Das zeigt das neue Psychiatriebarometer des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI) – eine jährlich durchgeführte Repräsentativbefragung psychiatrischer und psychosomatischer Einrichtungen.
Danach schätzt die Hälfte der psychiatrische Einrichtungen ihre wirtschaftliche Situation als „unbefriedigend“ und nur noch jede zehnte als „gut“ ein. Die Mehrzahl der psychiatrischen Einrichtungen erwartet auch für das laufende Jahr keine Verbesserung der Lage. Die Befragung fand zwischen November 2022 und Februar 2023 statt. 270 Einrichtungen haben sich daran beteiligt.
Vier von fünf Psychiatrien können laut dem „Barometer“ die steigenden Personal- und Sachkosten nicht mehr mit ihren Erträgen refinanzieren. Jede zweite Psychiatrie hat in den vergangenen Jahren hierfür auch keine ausreichenden Rücklagen bilden können. Nur 18 Prozent der Psychiatrien beurteilen ihre Liquidität derzeit als gut. Hauptgrund für die schwierige wirtschaftliche Lage sind die inflationsbedingten Kostensteigerungen.
„Die Psychiatrien stehen unter demselben Druck wie auch andere Krankenhäuser in Deutschland: Sie müssen mehr ausgeben, als sie einnehmen, da es auch ihnen nicht möglich ist, die Einnahmen an die Inflation anzupassen. Deswegen benötigen wir umgehend einen Inflationsausgleich, sonst verlieren wir immer mehr Einrichtungen“, erklärte der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Gerald Gaß.
Eine weitere Herausforderung der Einrichtungen ist laut der Befragung weiterhin der Fachkräftemangel. 86 Prozent der psychiatrischen Einrichtungen können offene Stellen im Pflegedienst nicht besetzen.
Im ärztlichen Dienst bleiben in 77 Prozent der Häuser Stellen vakant. Etwa jede zweite Psychiatrie hat Stellenbesetzungsprobleme bei Spezialtherapeuten, Physiotherapeuten und Sozialarbeitern und -pädagogen.
„Die Krankenhäuser müssen weiter daran arbeiten, hervorragende Arbeitgeber zu werden“, sagte Gaß. Aber dazu benötigten sie die passenden Rahmenbedingungen. „In der aktuellen Situation, in der die Politik dabei zuschaut, wie Kliniken in die Insolvenz geraten, kann davon keine Rede sein“, warnte der DKG-Vorstand.
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