Vermischtes

9,5 Millionen Menschen von Depressionen betroffen

  • Mittwoch, 9. Oktober 2024
/mojo_cp, stock.adobe.com
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Berlin – Rund 9,49 Millionen Menschen in Deutschland waren 2022 von Depressionen betroffen. Aktuellen Daten des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) zufolge ist die Prävalenz der diagnostizierten Erkran­kungen in den vergangenen fünf Jahren kontinuierlich gestiegen und hat zuletzt mit 12,5 Prozent einen neuen Höchststand erreicht.

Wie der Gesundheitsatlas Deutschland des WIdO zeigt, ist für die Coronapandemiejahre ein Anstieg insbeson­dere bei jüngeren Menschen zwischen 10 und 24 Jahren sowie bei den Älteren über 65 Jahre zu erkennen.

„Es gibt Anzeichen dafür, dass die Zunahme der Depressionsprävalenz durch einen hohen Anstieg unter den Jüngeren und einen leichten Anstieg unter den Älteren geprägt ist. Dabei sind jedoch insgesamt viel mehr ältere Menschen von Depressionen betroffen“, erläuterte Helmut Schröder, Geschäftsführer des WIdO.

„Die Zahlen spiegeln wider, dass junge und ältere Menschen die besonders vulnerablen Gruppen in der Pande­mie waren. Einsamkeit ist ein Risikofaktor für das Entstehen einer Depression, und besonders Menschen in hohem Alter waren in Pandemiezeiten häufig allein und isoliert.“

Der Analyse zufolge kommen Depressionen bei Jugendlichen zwischen 10 und 14 Jahren noch selten vor. Mit zu­nehmendem Alter zeigt sich jedoch ein deutlicher Anstieg der Depressionshäufigkeit. In allen Altersgruppen sind Frauen häufiger betroffen als Männer. Bei den 60- bis 64-Jährigen ist mehr als jede fünfte Frau und fast jeder sechste Mann betroffen.

In den Altersklassen zwischen 65 und 74 Jahren ist dann ein leichter Rückgang zu verzeichnen. In höheren Altersgruppen steigen die Prävalenzen jedoch weiter deutlich an. Der Prävalenzgipfel wird bei den 80- bis 84‑jährigen Frauen mit 27,7 Prozent erreicht. Bei den Männern wird die höchste Prävalenz mit 17,6 Prozent in der Altersgruppe ab 90 Jahren gemessen.

Auf der Ebene der Bundesländer zeigen sich große regionale Unterschiede bei der Häufigkeit von Depressions-Diagnosen. Einwohner im Saarland (14,2 Prozent), in Hamburg (13,5 Prozent) und in Hessen (13,4 Prozent) sind am stärksten betroffen. Am niedrigsten ist die Krankheitshäufigkeit in Sachsen mit 11,1 Prozent, gefolgt von Mecklenburg-Vorpommern (11,2 Prozent) und Brandenburg (11,4 Prozent).

Werden die Depressionsprävalenzen auf der Ebene der 400 Kreise und kreisfreien Städte in Deutschland be­trachtet, zeigen sich noch deutlichere Unterschiede: Der höchste Anteil von Betroffenen findet sich in Offen­bach am Main mit 17,7 Prozent, gefolgt von Nürnberg (16,6 Prozent) und Remscheid (16,4 Prozent). Die Regio­nen mit dem geringsten Anteil an Patienten mit Depression sind Heidelberg mit 8,4 Prozent sowie die Kreise Waldshut (8,9 Prozent) und Rotenburg an der Wümme (9,2 Prozent).

Kosten in Milliardenhöhe

Die Relevanz der Erkrankung zeigt sich auch bei den volkswirtschaftlichen Kosten, die vom WIdO ebenfalls ana­lysiert wurden. Demnach entfielen nach der letzten vorliegenden Krankheitskostenstatistik des Statistischen Bundesamtes 9,5 Milliarden Euro auf Depressionen. Dies entspricht 2,2 Prozent aller Krankheitskosten. Zusätz­lich zu den direkten Krankheitskosten entstehen indirekte Kosten durch krankheitsbedingte Fehltage.

Der Anteil der bei der AOK versicherten Beschäftigten, die 2022 wegen einer Depression krankheitsbedingt ausgefallen sind, war mit 2,7 Prozent vergleichsweise gering. Allerdings fehlten die Betroffenen im Vergleich zu anderen Erkrankungen überdurchschnittlich lange an ihrem Arbeitsplatz: Die Ausfalltage wegen Depression belegen mit durchschnittlich 43 Tagen je Fall einen Spitzenplatz unter den Erkrankungen, die eine Arbeits­unfähigkeit auslösen.

Auf die 34,5 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Jahr 2022 hochgerechnet ergeben sich daraus 53,8 Millionen Arbeitsunfähigkeitstage und Produktions-Ausfallkosten in Höhe von etwa 6,9 Milliarden Euro. Der Anteil der Depressionen an den gesamten volkswirtschaftlichen Kosten durch Arbeitsunfähigkeit beläuft sich somit auf 7,7 Prozent.

EB/aha

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