Alkohol in der Schwangerschaft: Lebenslange Folgen für Kinder

Berlin/Hamm – Auf Alkohol in der Schwangerschaft sollte generell verzichtet werden. Schon kleine Mengen könnten die Entwicklung des ungeborenen Kindes erheblich beeinträchtigen, warnt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) im Hinblick auf den Internationalen Tag des alkoholgeschädigten Kindes am kommenden Montag. Gleichzeitig kritisieren Experten in Deutschland einen gesellschaftlichen Druck zum Alkoholkonsum, der auch Schwangere betreffe.
Mehr als 10.000 Kinder pro Jahr kommen in Deutschland demnach mit Schädigungen zur Welt, die auf mütterlichen Alkoholkonsum zurückzuführen sind. Sie leiden unter lebenslangen körperlichen und geistigen Beeinträchtigungen, die unter dem Begriff FASD (fetal alcohol spectrum disorder) zusammengefasst werden.
Der Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Burkhard Blienert, mahnt deswegen, während der Schwangerschaft am besten komplett auf Alkohol zu verzichten. „In der Schwangerschaft bleibt Alkoholkonsum die häufigste Ursache für nicht genetisch bedingte Fehlbildungen.“ Dieses Risiko einer lebenslangen Einschränkung der Kinder müsse werdenden Müttern bewusst gemacht werden. Alle Kinder hätten „einen guten Start ins Leben verdient“, betonte Blienert.
Die Geschäftsführerin der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS), Christina Rummel, wies beim Alkoholkonsum daneben auf einen „enormen sozialen Druck“ hierzulande hin. „Wer keinen Alkohol trinkt, zum Beispiel bei Festen oder Feiern, kommt in Erklärungsnöte oder gilt als „Spaßbremse“. Das betrifft auch Frauen. Ganz ungeachtet der Tatsache, dass sie vielleicht einen Kinderwunsch haben oder ein Kind erwarten und deswegen keinen Alkohol trinken wollen“, monierte sie.
Zudem sollte es gesellschaftliche Normalität sein, „Nein“ zu Alkohol sagen zu dürfen, ohne sich dafür rechtfertigen zu müssen. „Denn: Alkohol schädigt nicht nur die Menschen, die ihn trinken. Das hohe Konsumniveau in Deutschland belastet auch das soziale Miteinander, die gesamte Bevölkerungsgesundheit und verursacht hohe volkswirtschaftliche Kosten“, erklärte Rummel weiter.
Gesundheitspolitiker müssten mehr unternehmen, um den Alkoholkonsum insgesamt und die mit ihm verbundenen Folgen für Konsumierende, das soziale Umfeld und die Gesellschaft zu verringern. Auch Marketing für Alkoholprodukte müsse vollständig beendet werden, um Kinder und Jugendliche vor den negativen Folgen von Alkoholwerbung zu schützen, hieß es.
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