Behörden testen alle 450 Bewohner eines Hochhauses auf SARS-CoV-2

Grevenbroich – Weil sich zwei mit dem Coronavirus infizierte Familien nicht an die angeordnete Quarantäne gehalten haben, hat das Gesundheitsamt in Grevenbroich einen ganzen Hochhauskomplex mit 117 Wohnungen abgeriegelt.
Alle 450 Bewohner sollten gestern vorsichtshalber auf das Virus getestet werden – etwa 375 folgten dem Aufruf. So wollen die Gesundheitsbehörden in der Stadt herausfinden, ob sich die Nachbarn bei einem der Kontakte mit den Infizierten selbst mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 angesteckt haben.
Die Behörden zäunten das gesamte Grundstück am Wochenende ein und bauten einen Sichtschutz auf. Ein Sicherheitsdienst kontrollierte die Ein- und Ausgänge. Die Hausbewohner sollen das Grundstück erst wieder verlassen dürfen, wenn die Tests in ein paar Tagen beweisen, dass sie sich nicht bei ihren Nachbarn angesteckt haben.
Ausgelöst wurde der Massentest von acht Bewohnern aus zwei Familien, die nachweislich mit SARS-CoV-2 infiziert sind. Die Gesundheitsbehörden hätten deshalb häusliche Quarantäne angeordnet, sagte Benjamin Josephs vom Rhein-Kreises Neuss. Doch bei den telefonischen Kontrollen durch die Behördenmitarbeiter sei deutlich geworden, dass sich die Familienmitglieder nicht an die Quarantäne hielten.
Erwachsene und Kinder hätten weiter Kontakt mit Nachbarn gehabt und sich unter anderem vor dem Komplex aufgehalten. Ob die anderen Bewohner überhaupt wussten, dass die Familien eigentlich in Quarantäne waren und ein hohes Ansteckungsrisiko bestand, ist unklar.
Die Gesundheitsbehörden von Stadt und Kreis entschlossen sich deshalb zu dem Massentest. 115 Mitarbeiter von Gesundheitsamt und Rotem Kreuz waren gestern dafür im Einsatz. Auf einem Parkplatz vor dem Gebäude bauten sie drei Zelte auf. Dann gingen einige Mitarbeiter von Wohnung zu Wohnung.
„Wir fragen die Bewohner dann, ob sie sich einem Test unterziehen möchten“, sagte Josephs. Der Test war für die Bewohner freiwillig. 377 hätten sich einen Abstrich abnehmen lassen. Die anderen rund 75 würden nun vom Gesundheitsamt vorsorglich für 14 Tage unter Quarantäne gestellt.
Mit den Testergebnissen werde morgen gerechnet. Bis dahin darf keiner der Bewohner das Grundstück verlassen. Wie es dann weitergeht an dem Hochhauskomplex, hänge davon ab, wie viele andere Bewohner sich mit dem Coronavirus infiziert haben, sagte Josephs.
Die beiden Familien, die durch ihre Verstöße gegen die Quarantäneauflagen den Massentest nötig gemacht haben, seien inzwischen anderswo untergebracht. Details nennt der Kreis nicht. Aber es sei ein Ort, an dem „sichergestellt ist, dass sie sich an die Quarantänemaßnahmen halten“, sagte Josephs.
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