Vermischtes

Behörden testen alle 450 Bewohner eines Hochhauses auf SARS-CoV-2

  • Montag, 27. April 2020
Nordrhein-Westfalen, Grevenbroich - Mitarbeiter vom Gesundheitsamt und dem Deutschem Roten Kreuz warten an den Zelten, vor einem Wohnkomplex, darauf, Corona-Tests durchzuführen. Weil zwei Familien trotz Corona-Infektionen ihre Quarantäne in dem Komplex verlassen haben, sollen die Bewohner der 117 Wohnungen getestet werden. /picture alliance
Mitarbeiter vom Gesundheitsamt und dem Deutschen Roten Kreuz warten an den Zelten, vor einem Wohnkomplex, darauf, Coronatests durchzuführen. /picture alliance

Grevenbroich – Weil sich zwei mit dem Coronavirus infizierte Familien nicht an die ange­ordnete Quarantäne gehalten haben, hat das Gesundheitsamt in Grevenbroich einen gan­zen Hochhauskomplex mit 117 Wohnungen abgeriegelt.

Alle 450 Bewohner sollten gestern vorsichtshalber auf das Virus getestet werden – etwa 375 folgten dem Aufruf. So wollen die Gesundheitsbehörden in der Stadt herausfinden, ob sich die Nachbarn bei einem der Kontakte mit den Infizierten selbst mit dem Corona­virus SARS-CoV-2 angesteckt haben.

Die Behörden zäunten das gesamte Grundstück am Wochenende ein und bauten einen Sichtschutz auf. Ein Sicherheitsdienst kontrollierte die Ein- und Ausgänge. Die Hausbe­woh­ner sollen das Grundstück erst wieder verlassen dürfen, wenn die Tests in ein paar Tagen beweisen, dass sie sich nicht bei ihren Nachbarn angesteckt haben.

Ausgelöst wurde der Massentest von acht Bewohnern aus zwei Familien, die nachweis­lich mit SARS-CoV-2 infiziert sind. Die Gesundheitsbehörden hätten deshalb häusliche Quarantäne angeordnet, sagte Benjamin Josephs vom Rhein-Kreises Neuss. Doch bei den telefonischen Kontrollen durch die Behördenmitarbeiter sei deutlich geworden, dass sich die Familienmitglieder nicht an die Quarantäne hielten.

Erwachsene und Kinder hätten weiter Kontakt mit Nachbarn gehabt und sich unter ande­rem vor dem Komplex aufgehalten. Ob die anderen Bewohner überhaupt wussten, dass die Familien eigentlich in Quarantäne waren und ein hohes Ansteckungsrisiko bestand, ist unklar.

Die Gesundheitsbehörden von Stadt und Kreis entschlossen sich deshalb zu dem Massentest. 115 Mitarbeiter von Gesundheitsamt und Rotem Kreuz waren gestern dafür im Einsatz. Auf einem Parkplatz vor dem Gebäude bauten sie drei Zelte auf. Dann gingen einige Mitarbeiter von Wohnung zu Wohnung.

„Wir fragen die Bewohner dann, ob sie sich einem Test unterziehen möchten“, sagte Jo­sephs. Der Test war für die Bewohner freiwillig. 377 hätten sich einen Abstrich abnehmen lassen. Die anderen rund 75 würden nun vom Gesundheitsamt vorsorglich für 14 Tage un­ter Quarantäne gestellt.

Mit den Testergebnissen werde morgen gerechnet. Bis dahin darf keiner der Bewohner das Grundstück verlassen. Wie es dann weitergeht an dem Hochhauskomplex, hänge da­von ab, wie viele andere Bewohner sich mit dem Coronavirus infiziert haben, sagte Jo­sephs.

Die beiden Familien, die durch ihre Verstöße gegen die Quarantäneauflagen den Massentest nötig gemacht haben, seien inzwischen anderswo untergebracht. Details nennt der Kreis nicht. Aber es sei ein Ort, an dem „sichergestellt ist, dass sie sich an die Quarantäne­maßnahmen halten“, sagte Josephs.

dpa

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