Mund-Nasen-Bedeckung ab heute vielfach Pflicht

Berlin − In fast allen Bundesländern gilt ab heute eine Pflicht zur Mund-Nasen-Bedeckung (MNB) im öffentlichen Nahverkehr und beim Einkaufen. Zum Schutz von Mund und Nase reicht auch ein Schal oder ein Tuch. In manchen Ländern drohen saftige Strafen.
Das Ziel ist dasselbe: Die Ansteckungsrate mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 zu drücken, auch wenn die Menschen wieder mehr vor die Tür gehen. Denn der Erreger wird per Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch übertragen.
Besonders streng ist Bayern: Bei fehlendem Mund-Nase-Schutz in Bussen, Bahnen und Geschäften werden 150 Euro fällig. Für Ladenbesitzer, die nicht sicherstellen, dass ihr Personal Maske trägt, sind sogar 5.000 Euro Bußgeld vorgesehen. Die meisten anderen Länder gehen es erst mal etwas lockerer an, behalten sich aber vor, mit Bußgeldern nachzulegen.
In Nordrhein-Westfalen zum Beispiel gilt: Händler dürfen Kunden, die keine Maske tragen, den Zugang verwehren. Die Berliner dagegen müssen nur in Bus und Bahn Mund-Nase-Schutz tragen, nicht beim Einkaufen.
Die Ungeduld wächst − und jetzt auch noch Masken?
Nicht alle sind davon überzeugt, dass eine Pflicht, Stoff vor dem Gesicht zu tragen, sinnvoll oder verhältnismäßig ist. FDP-Chef Christian Lindner ist kein Gegner der Pflicht, nannte die Bewertung der Maske aber im Bundestag als eines von mehreren Beispielen für wechselnde Bewertungen durch die Bundesregierung.
„Masken waren erst unnötig, dann waren sie Virenschleudern, dann waren sie eine Höflichkeitsgeste, dann waren sie ein dringendes Gebot, und heute gibt es eine Maskenpflicht“, sagte er. Quarantäne, Masken und Isolation seien „Mittel des Mittelalters“, 2020 stünden „eigentlich smartere Instrument durch die Digitalisierung“ zur Verfügung.
Auch mit Maske gilt weiter das Gebot, mindestens eineinhalb Meter Abstand voneinander zu halten. Die Befürchtung ist groß, dass es zu einer zweiten Infektionswelle kommt, jetzt, da viele Läden wieder geöffnet haben und in den Schulen schrittweise der Unterricht wieder beginnt − und sich der Eindruck aufdrängt, dass die Disziplin bröckelt.
Auf Facebook, Twitter und in anderen Netzwerken machten am Wochenende Bilder von gut gefüllten Parks und Plätzen die Runde, auch das Absperrband an Spielplätzen verfehlte teils seine Wirkung. Dazu kamen Demos gegen die Beschränkungen − allein in Berlin-Mitte versammelten sich mehr als Tausend Menschen, auch in anderen Städten gab es Proteste. Im bayerischen Landkreis Miltenberg deckte die Polizei gleich zwei illegale Friseurgeschäfte in Wohnhaus-Kellern auf.
Viele nehmen die Maskenpflicht aber auch mit Humor − oder nutzen das Stück Stoff für ein persönliches Statement, vom Fußballclub des Herzens über aufgemalte Schnauzbärte bis zum Lokalpatriotismus.
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) kam mit einer Mundschutzmaske mit weißblauem Bayern-Design in den Landtag, sein baden-württembergischer Amtskollege Winfried Kretschmann (Grüne) trägt in Zeitungsanzeigen einen Mund-Nasen-Schutz mit den drei Löwen des Landeswappens.
Die Mainzer Hilfsorganisation Armut und Gesundheit fordert kostenlose Schutzmasken für bedürftige Menschen. Wer soziale Leistungen wie beispielsweise Arbeitslosengeld II beziehe, habe „überhaupt kein Budget für Masken“, kritisierte der Vereinsvorsitzende Gerhardt Trabert.
Gleichzeitig seien die Betroffenen gezwungen, öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen, weil sie kein Auto hätten. Auch müssen sie öfter einkaufen gehen, weil sie sich einen Großeinkauf nicht leisten könnten. „Die Coronapandemie macht die Menschen nicht gleich, sondern verdeutlicht soziale Unterschiede wie unter einem Brennglas.“ Es gebe Hilfsprogramme für die Wirtschaft, aber keine für Bedürftige.
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