Vermischtes

Burnout bei Pflegepersonal fast doppelt so häufig

  • Dienstag, 23. August 2022

Berlin – Pflegekräfte in Deutschland sind fast doppelt so häufig von Burnout betroffen wie Angehörige ande­rer Berufe. Nach der heute in Berlin veröffentlichten Analyse des AOK-Bundesverbandes stieg der Anteil psy­chi­scher Erkrankungen im Zusammenhang mit Burnout seit 2012 um mehr als 15 Prozent.

Für die Untersuchung wertete die AOK nach eigenen Angaben die Arbeitsunfähigkeitsdaten von 682.000 ver­sicherten Beschäftigten in Pflegeberufen aus. Demnach steigt das Risiko zwar mit zunehmenden Alter, ist aber bereits bei unter 30-Jährigen schon vergleichsweise hoch.

Die Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, Carola Reimann, verlangte, die Arbeitsbedingungen in der Pflege nachhaltig zu verbessern. Seit Jahren zeigten Analysen des Wissen­schaftlichen Instituts der AOK (WIdO), dass psychische und psychosomatische Erkrankungen beim Pflege­personal zunehmen.

Laut WIdO stieg die Anzahl der Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen in der Pflege einschließlich Burnout im vergangenen Jahr auf durchschnittlich 6,2 Tage je AOK-Mitglied an und lag damit erneut weit über dem Durchschnitt aller Berufe mit 3,4 Tagen.

Erkrankungen im Zusammenhang mit der Diagnose Burnout verursachten demnach bei Pflegekräften im ver­gangenen Jahr im Schnitt 28,2 Arbeitsunfähigkeitstage je 100 AOK-Mitglieder, deutlich mehr als in anderen Berufen mit 14,2 Tagen.

Über alle Krankheitsarten hinweg lag nach dem Fehlzeiten-Report die Anzahl der durchschnittlichen Ausfall­tage je AOK-Mitglied in der Pflege 2021 mit 26,2 Tagen um ein Drittel höher als bei allen AOK-versicherten Beschäftigten mit 19,7 Tagen und erreichte damit ein neues Rekordniveau.

Selbst wenn die spezifische Alters- und Geschlechtsstruktur der Beschäftigten in der Pflege berücksichtig würden, lägen die durchschnittlichen Ausfalltage noch um 27 Prozent höher, heißt es in der Untersuchung.

Dabei seien die Anforderungen in der Pflege in den vergangenen Jahren komplexer geworden, hieß es. Wegen höherer Lebenserwartung gebe es immer mehr demenzkranke und multimorbide Menschen, die viel Zuwen­dung bräuchten und deren Pflege viel Fachwissen, aber auch Zeit erfordere.

Gleichzeitig werde es schwer, qualifiziertes Personal zu finden. Zahlreiche Stellen blieben unbesetzt. Die Mehr­belastungen durch Personalknappheit "führen dazu, dass zahlreiche professionell Pflegende dem tägli­chen Druck nicht mehr standhalten können, krank werden und ausfallen", beklagte Reimann.

kna

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