Caritas gegen Anwerbung von Pflegefachkräften im Ausland

Bamberg – Der Deutsche Caritasverband sieht die Anwerbung von Pflegekräften im Ausland kritisch. Als international tätiger Verband wolle die Caritas nicht „spätkolonialistische Attitüden“ an den Tag legen nach dem Motto „Hauptsache, wir in Deutschland sind versorgt“, sagte Caritaspräsident Peter Neher gestern in Bamberg.
Dabei wies er darauf hin, dass inzwischen besonders in Osteuropa selbst Fachkräfte fehlten. Stattdessen müssten Bedingungen geschaffen werden, die es Menschen ermöglichten, länger im Pflegeberuf zu bleiben oder wieder dorthin zurückzukehren. Neher äußerte sich bei der Delegiertenversammlung seines Verbands.
Bei der Reform der Pflegeversicherung spricht sich der katholische Wohlfahrtsverband weiterhin für eine Teilkaskolösung aus. Die Kosten für Unterkunft und Verpflegung sollten im Grundsatz weiterhin von den Pflegebedürftigen getragen, ihr Eigenanteil aber auf einen festen Betrag begrenzt werden. Die Behandlungskosten müssten voll von der Versicherung abgedeckt sein. „Es darf nicht sein, dass Pflegebedürftige aus finanziellen Gründen schlecht versorgt sind“, sagte der Caritaspräsident.
Beim Klimaschutz mahnte Neher, Geringverdiener und arme Menschen nicht über Gebühr zu belasten. Es könne nicht sein, dass Wohngeldbezieher zu einem Umzug gezwungen seien, wenn sie nach einer energetischen Sanierung ihre Miete nicht mehr zahlen könnten.
Armen Menschen helfe auch kein höherer Zuschuss für Elektroautos. „Das sind geldwerte Vorteile für Besserverdienende“, kritisierte der Prälat. Für Sozialhilfeempfänger sollte zum Ausgleich höherer Energiepreise der öffentliche Nahverkehr kostenlos sein. „Das ist in den Kosten für das Klimapaket einzukalkulieren“, fügte Neher hinzu.
Auch bei der Digitalisierung müsse auf soziale Teilhabe geachtet werden, so der Caritaspräsident. Niemand dürfe ins „digitale Abseits“ gedrängt werden. Deshalb müsse die Breitbandversorgung zügig ausgebaut und den Menschen der Umgang mit digitalen Angeboten durch Bildung vermittelt werden, etwa wenn künftig mehr Verwaltungsvorgänge online erledigt werden könnten. Die Caritas selbst arbeite derzeit an einer crossmedialen, datensicheren und bundesweiten Beratungsplattform.
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