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Corona: Geistige Behinderung bedeutet kein erhöhtes Risiko

  • Donnerstag, 18. Juni 2020
/mjowra, stock.adobe.com
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Münster – Das Risiko an einer COVID-19-Infektion zu sterben ist nach Ansicht von Ex­perten für Menschen mit geistiger Behinderung nicht viel höher als für die Gesamtbe­völke­rung.

Das geht aus ersten Ergebnissen von drei Studien aus den USA, den Niederlan­den und aus Schweden hervor, wie das Institut für Teilhabeforschung der Katholischen Hochschu­le Nordrhein-Westfalen (KatHO) in Münster mitteilte.

Allerdings gibt es laut Angaben Unterschiede bei den Altersstrukturen der verstorbenen Patienten. Während 1,7 Prozent der unter 18-jährigen Erkrankten mit geistiger Behinde­rung stürben, seien es bei denjenigen ohne geistige Behinderung nur 0,1 Prozent.

Die Sterberate bei Erwachsenen mit geistiger Behinderung zwischen 18 und 74 Jahren liege bei 4,5 Prozent; bei der gleichen Altersgruppe ohne geistige Behinderung bei 2,7 Prozent. Von den 75-jährigen und älteren Patienten sterbe dagegen in beiden Gruppen jeder Fünfte.

„Dass Menschen mit geistiger Behinderung im früheren Alter an COVID-19 sterben, hängt wahrscheinlich mit ihrer insgesamt um mindestens zwölf Jahre geringeren durchschnitt­lichen Lebenserwartung und einer früher einsetzenden Gebrechlichkeit zusammen", er­klärte Institutsleiter Friedrich Dieckmann.

Angesichts der Ergebnisse forderte die KatHo, bei den von den Ländern verhängten Maß­nahmen deutlicher als bisher zwischen Einrichtungen der Behindertenhilfe und der Al­ten­pflege zu unterscheiden. Das Risiko für Menschen mit geistigen Behinderungen sei anders einzuschätzen als bei hochaltrigen Menschen in Pflegeheimen, hieß es.

Die Maßnahmen sollten differenzierter auf Basis individueller Risikoabschätzungen ge­troffen werden. Dabei seien insbesondere die existenziellen Bedürfnisse nach Kontakt und gemeinsamer Zeit mit engen Vertrauenspersonen sowie das Recht auf Teilhabe in allen Lebensbereichen zu berücksichtigen.

kna

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