Warnung vor Stigmatisierung von Bevölkerungsgruppen in der Pandemie

Berlin – Mehrere Verbände haben dazu aufgerufen, Menschen mit chronischen somatischen oder psychischen Erkrankungen sowie mit Behinderungen in der Coronapandemie zwar zu schützen, sie aber nicht auszugrenzen.
Die Betreffenden benötigten besonderen Schutz und Unterstützung und dürften nicht allein gelassen werden, mahnten die Diakonie und der Bundesverband evangelische Behindertenhilfe zum morgigen europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung.
Die UN-Behindertenrechtskonvention einzuhalten mahnt die BAG Selbsthilfe. „Der Schutz von chronisch kranken und behinderten Menschen darf nicht mit Isolation und Quarantäne verwechselt werden.
Auch in Krisensituation gelten die Grund- und Menschenrechte vollumfänglich weiter“, sagte Martin Danner, Bundesgeschäftsführer der BAG Selbsthilfe. Deshalb müssten Regeln und Schutz- sowie Hygiene-Standards entwickelt werde, die es allen Menschen ermöglichten, an der Gesellschaft teilhaben können. „Personengruppen ausschließen zu wollen, ist inakzeptabel und mit den Verpflichtungen der UN-Behindertenrechtskonvention nicht vereinbar“, so Danner.
Vor einer Stigmatisierung von Zuckerkranken warnt unterdessen die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG). Die Fachgesellschaft weist daraufhin, dass Menschen mit einem gut eingestellten Diabetes mellitus nicht häufiger an COVID-19 erkrankten als die Durchschnittsbevölkerung.
Zwar gibt es Hinweise darauf, dass der Krankheitsverlauf bei dieser Patientengruppe schwerer sein könne, doch die meisten an COVID-19 Verstorbenen mit Diabetes seien hochbetagt gewesen und hatten weitere Erkrankungen.
„Aktuelle medizinische Daten rechtfertigten nicht den Ausschluss von der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben allein aufgrund einer Diabeteserkrankung“, stellt die DDG klar. Dies gelte für Kitas, Schulen sowie soziale Kontakte im Allgemeinen, den Berufsalltag und die Ausbildung.
„Es gibt leider derzeit nur wenige Studien zum Zusammenhang von COVID-19 und Diabetes. Diese Daten lassen jedoch vermuten, dass ein Diabetes an sich kein Risikofaktor ist. Eher ist es die Kombination aus Diabetes mit Alter und Begleiterkrankungen, die einen schweren Verlauf provoziert“, erklärte der DDG Mediensprecher Baptist Gallwitz.
Vielmehr könnten Berufstätige mit Diabetes mellitus ihre Tätigkeit während der Coronapandemie fortsetzen, wenn die erforderlichen Schutzmaßnahmen eingehalten werden, so die Bilanz des DDG Positionspapiers. Dies gelte auch für Kinder und Jugendliche in Bildungseinrichtungen.
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