Coronakrise deckt Schwächen des Bildungssystems auf

Berlin – Zu wenige Lehrkräfte, fehlende digitale Ressourcen, mangelnde Chancen auf Teilhabe: Die Coronakrise verschärft einer Studie zufolge die Probleme im deutschen Bildungssystem. Dies ist eines der zentralen Ergebnisse des vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) im Auftrag der arbeitgebernahen Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft erstellten „INSM-Bildungsmonitors 2020“.
Die vergangenen Monate hätten gezeigt, dass das Bildungssystem in Deutschland besonders im Bereich der digitalen Ausstattung massive Defizite aufweise, sagte INSM-Geschäftsführer Hubertus Pellengahr.
„Jahrelange Versäumnisse der Politik und träges Handeln der zuständigen Bildungsbehörden müssen jetzt von Kindern, Jugendlichen und ihren Eltern ausgebadet werden“. Bildungsferne Familien seien dabei besonders betroffen.
Die ehemalige Bundesfamilienministerin und neue INSM-Botschafterin Kristina Schröder (CDU) forderte Bund und Länder auf, sich mit aller Kraft für einen möglichst vollständigen Präsenzunterricht einzusetzen.
„Sollten in Deutschland wirklich wieder Schließungen notwendig werden, darf es diesmal nicht mehr heißen: 'Kitas und Schulen zuerst', sondern es muss gelten: 'Kitas und Schulen zuletzt'", sagte sie. Das Bildungsangebot solle zudem schnell und zeitgemäß durch digitale Lehr- und Lernmethoden ergänzt werden.
Die Initiative spricht sich daher für eine verpflichtende, regelmäßige Weiterbildung der Lehrkräfte in digitalen Unterrichtsmethoden aus. Dabei dürfe die Digitalisierung der Bildung aber nicht allein den Lehrkräften aufgebürdet werden. Schulen benötigten zusätzliches Personal für die IT-Administration.
Laut dem Bildungsmonitor verfügen Sachsen und Bayern derzeit über die leistungsfähigsten Bildungssysteme. Dahinter folgen Thüringen, Hamburg, Baden-Württemberg und das Saarland. Schlusslicht ist dagegen Sachsen-Anhalt, wo im Verhältnis besonders viele Schüler die Schule ohne Abschluss beendeten und auch die Versorgung mit Lehrkräften besonders schwierig sei.
Insgesamt stagnierten die Ergebnisse seit 2013, hieß es. In den Handlungsfeldern Schulqualität, Integration und Bildungsarmut seien bereits vor der Coronakrise die größten Verschlechterungen festzustellen gewesen. Verbesserungen gebe es hingegen in den Bereichen Internationalisierung und beim Ausbau der Förderinfrastruktur durch Ganztagsschulen.
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