COVID-19: Zahlreiche Impfstoffkandidaten vor Wirksamkeitsnachweis

Berlin – Ein Impfstoff gegen das SARS-CoV-2-Virus soll die Zahl von aktuell weltweit 200.000 registrierten Infektionen pro Tag drücken, Zehntausende Tote verhindern und möglichst bald den Menschen wieder ein Leben ohne große Einschränkungen ermöglichen.
Zwar geht die Suche nach einem Impfstoff im Rekordtempo voran. Es gibt bereits erste Erfolge, so bilden geimpfte Probanden in einigen Fällen Antikörper gegen das Virus. Der Nachweis, dass einer der Stoffe im Alltag auch wirklich schützt, steht aber noch aus.
Einige Hersteller haben in den vergangenen Wochen Daten vorgelegt, denen zufolge bestimmte Impfstoffkandidaten im menschlichen Körper die Bildung von spezifischen Antikörpern anregen, die zumindest im Laborversuch die Virusvermehrung hemmen. Bislang wurde aber noch für keinen potenziellen Impfstoff nachgewiesen, dass er wirklich Menschen vor einer Infektion mit SARS-CoV-2 schützt.
Experten sind aber zuversichtlich, dass es Erfolge bei den Impfstoffkandidaten geben wird – die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht davon aus, dass Mitte 2021 ein Impfstoff in größerem Maßstab zur Verfügung stehen könnte.
Auch Sebastian Ulbert vom Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie (IZI) prognostiziert, dass es im kommenden Jahr mehrere zugelassene Impfstoffe geben wird. Er schränkte jedoch ein: „Der große Wurf wird da aber wahrscheinlich noch nicht dabei sein.“
So dürften die ersten Mittel nur bestimmten Gruppen zugutekommen, etwa jungen, gesunden Menschen. „Die Risikogruppen beim Coronavirus, vor allem Senioren, sind auch am schwersten zu impfen.“ Ihr Immunsystem reagiere oft nicht so gut auf Impfungen.
„Es ist wichtig, Wirksamkeitsdaten aus kontrollierten klinischen Prüfungen zu bekommen. Dafür braucht man aber hohe Infektionsraten“, erklärte Klaus Cichutek, Präsident des für Impfstoffe bundesweit zuständigen Paul-Ehrlich-Instituts (PEI).
Besonders weit sind das britische Pharmaunternehmen AstraZeneca und die Universität Oxford. Gemeinsam hatten sie am 20. Juni damit begonnen, an rund 5.000 Freiwilligen die Wirksamkeit ihres Impfstoffs zu prüfen. Die Studie läuft bis Juli 2021, Ergebnisse dürfte es aber früher geben.
Heute startet auch der chinesische Pharmakonzern Sinovac in Brasilien mit einem Test an fast 9.000 Angestellten aus dem Gesundheitssektor. Weitere Unternehmen wie der US-Hersteller Moderna stehen in den Startlöchern. Auch die Mainzer Firma Biontech legte in Kooperation mit dem US-Konzern Pfizer erste ermutigende Daten vor, genauso wie die Tübinger Firma Curevac.
Beide deutschen Firmen arbeiten an einem RNA-Impfstoff – andere Hersteller setzen auf abgetötete Coronaviren. Das Ziel ist das gleiche: Eine Immunreaktion gegen das Coronavirus soll provoziert werden, ohne dass eine tatsächliche Infektion stattgefunden hat.
Unklar ist nach wie vor, wie lange die Impfungen eine ausreichende Immunantwort sicherstellen werden.
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