Cyberchondriasis: Dr. Google schürt Sorgen

Köln – Wer das Internet nach Krankheitssymptomen durchsucht, steigert damit seine Sorgen über die eigene Gesundheit. Das konnte ein Team um Alexander Gerlach, Professor am Lehrstuhl für Klinische Psychologie und Psychotherapie der Universität zu Köln, in einer psychologischen Studie zeigen. Sie erscheint in der Februarausgabe der Zeitschrift für Psychologie.
Demnach wächst den Studienautoren zufolge die Angst davor, ernsthaft erkrankt zu sein, nach fünf Minuten Recherche zu den empfundenen Symptomen. Für die Studie sollten 79 Studierende – im Alter von 17 bis 53 Jahren – fünf Minuten lang ihre individuellen Symptome im Internet recherchieren.
Die Symptome waren meist orthopädischer oder gastrointestinaler Natur oder verschiedene Formen von Kopfschmerz. Nach der Suche gaben die Probanden an, signifikant (p < 0.001) mehr Sorgen über ihre Gesundheit und die Symptome zu haben, als vorher.
Dabei war irrelevant ob sie Webseiten besucht hatten, die besonders gravierende Krankheiten beschreiben oder solche, die zurückhaltender informieren. Der Effekt verstärkte sich zudem, wenn die Probanden bereits vorher über depressive Stimmungen berichteten.
Den Effekt bezeichnen die Forscher im Titel der Studie als „Cyberchondriasis“, in Anlehnung an das englische Wort Hypochondriasis, zu Deutsch Hypochondrie. Der Begriff wurde bereits 1999 von einem Journalisten des Wall Street Journals geprägt.
Die Internetrecherche vor dem Arztbesuch ist inzwischen zum Regelfall geworden. In einer Befragung der Bertelsmann-Stiftung von 2018 gaben rund 46 Prozent der Deutschen an, regelmäßig das Internet nach Gesundheitsinformationen zu durchsuchen. Fünf Prozent der weltweiten Suchanfragen auf Google waren 2015 zu Gesundheitsthemen.
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