Einfluss von Coronakrise auf Suizidrate derzeit nicht nachweisbar

Kassel – Ein Einfluss der Coronapandemie auf die Suizidrate ist derzeit nicht nachweisbar. Dies teilten das Nationale Suizidpräventionsprogramm für Deutschland, die Deutsche Akademie für Suizidprävention und die Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention gestern Abend gemeinsam in Kassel mit.
Demnach starben im vergangenen Jahr in Deutschland 9.206 Menschen durch Suizid. Dies seien mehr Menschen, als durch Verkehrsunfälle, Gewalttaten und illegale Drogen zusammen sterben. Auch wenn die Suizidrate um 0,2 Punkte leicht auf 11,1 Suizide je 100.000 Einwohner anstieg, habe „bisher weder ein Einfluss der Pandemie noch der Legalisierung des assistierten Suizids“ nachgewiesen werden können.
Suizidalität sei ein „sehr komplexes Geschehen“ und von vielen Faktoren abhängig. Deshalb lasse sich derzeit kein kausaler Zusammenhang herstellen, hieß es weiter. Wie sich diese beiden Faktoren langfristig auf die Suizidrate auswirken werden, lasse sich aktuell nicht vorhersagen.
Die drei Organisationen forderten unabhängig von der Pandemie mehr und insbesondere verstetigte Maßnahmen zur Suizidprävention. So sei beispielsweise eine bundesweit einheitliche Notrufnummer für Menschen in suizidalen Krisen und deren Angehörige notwendig.
Unter den Menschen, die durch Suizid starben, waren den Angaben zufolge 6.944 Männer, was mehr als 75 Prozent entspricht. Das durchschnittliche Sterbealter stieg zudem weiter und liegt nun bei 58,7 Lebensjahren. Damit entfällt mit über 48 Prozent nahezu die Hälfte aller Suizide auf Menschen jenseits des 60. Lebensjahres. Die Angaben beruhen auf Zahlen des Statistischen Bundesamts für 2020.
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