Vermischtes

Einige Schulen nicht mehr im Regelbetrieb

  • Donnerstag, 12. November 2020
/picture alliance, Matthias Balk
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Berlin – Rund 3.000 Schulen in Deutschland unterrichten in der Coronakrise derzeit nicht mehr im Regelbetrieb. Das berichten die Zeitungen der Funke Mediengruppe unter Beru­fung auf Zahlen aus 14 Bundesländern. Es geht um Schulen, die nicht mehr vollständig Präsenzunterricht anbieten. Zum Vergleich: In Deutschland gibt es rund 40.000 Schulen mit insgesamt elf Millionen Schülern und rund 800.000 Lehrern.

Allein in Nordrhein-Westfalen befänden sich nach Angaben des dortigen Kultusministe­riums Schüler an 552 Schulen auf Anordnung der Gesundheitsbehörden in Quarantäne und würden digital unterrichtet. In Bayern gebe es an 255 Schulen keinen regulären Prä­senzunterricht mehr, in Baden-Württemberg an 273 Schulen.

Der hessische Kultusminister Alexander Lorz (CDU) sagte gestern Abend im ZDF-„heute journal“, in seinem Bundesland gingen 95 Prozent der Schüler weiter regulär zur Schule. „Das ist unter den Bedingungen, die wir im Moment in dieser Pandemie vorfinden, eine große Leistung.“ Fernunterricht könne Präsenzunterricht nicht vollständig ausgleichen. Es müsse abgewogen werden zwischen dem Infektionsschutz einerseits und dem Bildungs­auftrag andererseits.

Der Vorsitzenden der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft, Marlis Tepe, gehen die Coronaschutzmaßnahmen in den Schulen aber nicht weit genug. „So wie im Moment un­ter­richtet wird, sind die Gesundheitsrisiken für Schüler und Lehrer zu hoch“, sagte sie dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND).

Die Klassen müssten geteilt werden. „Je eine Gruppe wäre dann in der Schule, eine zu Hause.“ Für die Schüler sei es besser, rechtzeitig Klassen zu teilen und so im Unterricht Abstände einzuhalten, als zu riskieren, dass immer mehr Klassen komplett in Quarantäne müssten.

Der Vorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung, Udo Beckmann, sagte dem RND, die Bestimmungen der Gesundheitsbehörden seien sehr unterschiedlich. „Wird in dem einen Landkreis die ganze Klasse in Quarantäne gesetzt, sind es in dem anderen nur die direkten Banknachbarn – wenn überhaupt, weil ja gelüftet wurde.“ Das sei nicht nach­voll­ziehbar und führe zu Unmut und Verunsicherung. Es brauche klare und transparente Regeln, wann wer in Quarantäne müsse.

Gestern hatte eine Angabe des Deutschen Lehrerverbandes für Wirbel gesorgt, wonach sich derzeit mehr als 300.000 Schüler und bis zu 30.000 Lehrer in Quarantäne befinden. Tepe meinte, es gebe dazu keine verlässlichen Angaben. „Die Zahl von 300.000 ist aus der Luft gegriffen.“ Auch Beckmann sagte: „Wir wissen nicht, wie viele Lehrkräfte, Schüle­rinnen und Schüler in Quarantäne sind.“

Veronika Grimm, Mitglied im Sachverständigenrat der Bundesregierung zur Wirtschafts­entwicklung, warnte davor, Schulen zu schließen. „Das hätte signifikante Auswirkungen auf die Zukunftschancen junger Menschen“, sagte die Volkswirtin dem RND.

Und sie er­gänzte: Wenn Schulen und Kindertagesstätten geschlossen seien, stünden viele Arbeitnehmer den Unternehmen nur eingeschränkt zur Verfügung. Das sei ein durchaus signifikanter Effekt im Hinblick auf die wirtschaftliche Entwicklung.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) drängte auf mehr Anstrengungen zum digitalen Ausbau in den Schulen. „Allen ist bewusst geworden, dass es kein besonderer Zustand ist, dass wir da ein bisschen hinterherhinken“, sagte Merkel heute bei einer Onlinediskussion mit Auszubildenden. Sie verwies auf die bessere Situation etwa in skandinavischen Ländern und auf den „Digitalpakt Schule“.

Deutschland wolle ein modernes Land sein. Die „Generation Corona“ erlebe etwas ganz Außergewöhnliches, was es seit der Spanischen Grippe von 1918 nicht mehr gegeben habe, sagte Merkel bei ihrem Gespräch mit den Auszubildenden. Impfstoffe oder Medika­mente, wie sie jetzt entwickelt werden, habe es seinerzeit noch nicht gegeben.

„Die Me­dizin war viel weniger entwickelt, da sind wir heute schon besser dran“, machte Merkel den jungen Menschen Mut. Aber: Pandemie bleibe Pandemie.

dpa/afp

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