Forscher halten umfassende Public-Health-Strategie für notwendig

Berlin – Das Zukunftsforum Public Health hat Eckpunkte für eine Public-Health-Strategie für Deutschland vorgelegt. Ziel ist die gesundheitlichen Folgen der Coronapandemie abzufangen und Deutschland für künftige Pandemien besser aufzustellen.
„Die Versorgung von erkrankten Personen hat mit Blick auf die intensivmedizinischen Kapazitäten relativ gut funktioniert. Bei den ebenso wichtigen bevölkerungsbezogenen Maßnahmen hat die Pandemie offengelegt, dass es an Planung, Abstimmung, Ressourcen, zielgruppenorientierter Kommunikation und Vorbereitung fehlt“, heißt es in den Eckpunkten.
Ein systematischer Ansatz zur Sicherung und Förderung der Gesundheit auf Bevölkerungsebene sei daher dringend notwendig – nicht nur während der Pandemie. Die Mitglieder des Zukunftsforums fordern dafür einen „Health-in-All-Policies-Ansatz“. Dieser verfolge das Ziel, Gesundheit als Querschnittsthema in allen Politikfeldern zu verankern.
Notwendig sei dazu eine kontinuierliche und systematische Erhebung, Analyse, Interpretation und Berichterstattung von gesundheitsbezogenen Daten. „Dabei ist – unter Wahrung des Datenschutzes – eine Interoperabilität unterschiedlicher Datenquellen an- zustreben“, heißt es in den Eckpunkten.
Zentral sei zudem, Zuständigkeiten klarer festzulegen. „Für die Bewältigung von Gesundheitskrisen müssen Strukturen, Organisationen und Zuständigkeiten auf kommunaler, Länder- und nationaler Ebene eindeutig bestimmt, die behördliche Risiko- und Krisenkommunikation abgestimmt sowie der Lage angepasst und zielgruppenspezifisch ausgerichtet sein“, so die Autoren der Eckpunkte.
Notwendig sei auch, die einzelnen Handlungsfelder des Gesundheitsschutzes besser miteinander zu verzahnen, zum Beispiel den Infektionsschutz, den Arbeitsschutz, die Arzneimittel-, Lebens- und Verkehrssicherheit.
Die Autoren weisen daraufhin, dass Gesundheit und gesundheitliche Chancengleichheit nur durch eine „gesundheitsförderliche Gesamtpolitik“ möglich sei. Als Beispiel dafür nennen sie unter anderem Gesundheitsförderung durch Klima- und Umweltschutzmaßnahmen wie den Ausbau von Bus und Bahn auf Basis erneuerbarer Energien.
Die Autoren fordern zudem, Prävention umfassender im Gesundheitswesen zu verankern, bessere Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten für Public-Health-Personal und mehr Forschung in diesem Bereich.
Begleitende Kommunikationskonzepte sollten „einen gerechten, zielgruppenspezifischen und niederschwelligen Zugang zu qualitätsgesicherten Gesundheitsinformationen bieten, um gesellschaftliche und politische Akzeptanz sowie Unterstützung von gesundheitsbezogenen Maßnahmen zu erreichen“, so die Autoren der Eckpunkte.
Das Zukunftsforum Public Health ist ein Zusammenschluss von Organisationen und Personen aus dem Public-Health-Bereich. Sie haben die Eckpunkte einer Public-Health-Strategie für Deutschland über vier Jahre in Symposien, Workshops und Onlinekonsultationen erarbeitet.
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