Hebammenverband kritisiert hohe Zahl an Kaiserschnittentbindungen

Berlin/Karlsruhe – 2021 brachte nach Zahlen des Statistischen Bundesamts fast jede dritte Frau in Deutschland ihr Kind per Kaiserschnitt auf die Welt. Für den Deutschen Hebammenverband (DHV) ist das „eine besorgniserregende Fehlentwicklung“.
„Frauen erleben bei der Geburt ihrer Kinder genau das, wogegen sie jahrzehntelang auf die Barrikaden gegangen sind: die Fremdbestimmung durch Dritte”, kritisierte DHV-Präsidentin Ulrike Geppert-Orthofer anlässlich des Internationalen Frauentages am 8. März.
Auf die Frage, warum sie sich für einen Kaiserschnitt entschieden hätten, gäben Frauen als Grund häufig die Angst vor Schmerzen und Kontrollverlust an. „Hinzu kommt der Irrglaube, dass ein Kaiserschnitt sicherer für sie und ihr Kind sei“, so Geppert-Orthofer.
Der DHV fordert daher bessere Standards in der Geburtshilfe, gezielte Aufklärung von Frauen während Schwangerschaft und Geburt und eine „Abkehr von überholten Beratungsmustern“.
„Frauen könnten gezielter beraten und von ihren Ängsten mühelos befreit werden. Hebammen sind da die ersten und besten Ansprechpartnerinnen“, so Geppert-Orthofer – aber auch alle anderen beteiligten Berufsgruppen seien in der Pflicht, die Kaiserschnittrate zu senken und unnötige Eingriffe in den Körper von Frauen zu vermeiden.
„Dazu brauchen wir verlässliche Standards in der Geburtshilfe, die auf wissenschaftlicher Evidenz basieren und auf deren Grundlage Frauen umfassend und individuell aufgeklärt werden können”, so die DHV-Präsidentin.
Wichtig sei außerdem, die Rahmenbedingungen für Geburten zu verbessern. Der DHV kritisiert in diesem Zusammenhang einen prekären Personalmangel in den Kreißsälen, ökonomische Fehlanreize und zum Teil weite Anfahrtswege für Frauen, die sicher gebären wollten.
„Anlässlich des Internationalen Frauentags fordern wir mehr Respekt für Frauengesundheit und mehr Feminismus im geburtshilflichen Kontext“, so Geppert-Orthofer.
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