Hebammen schlagen eigenständige Leistungsgruppe vor

Berlin – Der Deutsche Hebammenverband (DHV) plädiert dafür, dass Hebammen im Rahmen der Krankenhausreform als eigenständige Leistungsgruppe eingeführt werden. Das thematisierte der Verband heute bei einer Pressekonferenz anlässlich des 17. Deutschen Hebammen Kongresses.
„Wir müssen alles dafür tun um sowohl die Überversorgung als auch die Unterversorgung zu vermeiden“, sagte Ulrike Geppert-Orthofer, Präsidentin des DHV. Es sei notwendig Geburtsmedizin und Geburtshilfe konsequent zu trennen.
So könne sichergestellt werden, dass Frauen, die Interventionen und fachärztliche Unterstützung brauchen, diese auch bekämen. „Gleichzeitig muss dafür gesorgt werden, dass gesunde Frauen mit gesunden Kindern vor zu frühen und zu vielen Interventionen geschützt werden“, so Geppert-Orthofer.
Dafür sollte die abrechnungsfähige Leistungsgruppe „Hebammengeleitete Geburt“ eingeführt werden. So könnten Krankenhäuser auch mit der natürlichen Geburt Einnahmen generieren, erklärte die DHV-Präsidentin.
„Unser Lösungsvorschlag sieht vor, dass wir eine enge Verzahnung zwischen klinischer und außerklinischer Geburtshilfe haben und dass die Hebammengeleitete Geburtshilfe ein verbindlicher Bestandteil der Grundversorgung wird.“
Laut DHV-Konzept sollten Kliniken aller Level eine geburtshilfliche Abteilung vorhalten. Auch außerklinische hebammengeleitete Angebote sollten in die Versorgungsplanung einbezogen werden.
In Level-I-Kliniken könne die hebammengeleitete Geburt auch eigenständig angeboten werden. In Level-II-Kliniken sieht das Konzept zusätzlich einen Facharztstandard vor, während Level III die pädiatrische, neonatologische und intensivmedizinische Versorgung umfasst.
Deutschland rangiere bei der Qualität der Geburtshilfe, im europäischen Vergleich im unteren Mittelfeld, so Geppert-Orthofer. Grund dafür seien strukturelle Defizite und Fehlsteuerungen der Politik.
Akademisierung und Forschung fördern
Zusätzlich müsse die Ausbildung der Hebammen verbessert werden, sagte Julia Minninger, Bundessprecherin der Vertretung junger und werdender Hebammen (JuWeHen), der Jungorganisation im DHV. Sie forderte mehr Studienplätze, um die Akademisierung und die Hebammenforschung zu fördern. „Unzureichende Personalschlüssel, Überstunden und hohe Stresslevel beginnen und belasten schon im Studium“, so Minninger.
Weltweit fehle es an 900.000 Hebammen und dieser Arbeit werde selten Priorität eingeräumt, sagte die Vorsitzende des Internationalen Hebammenverbands (International Confederation of Midwives (ICM)) Franka Cadée. „Dabei wissen wir, wenn die Zahl an Hebammen gerade einmal alle fünf Jahre um zehn Prozent ansteigen würde, könnten bis 2035 über eine Million Menschenleben gerettet und 20 bis 30 Millionen gesundheitsbedingte Morbiditäten pro Jahr verhindert werden.“
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