In der Pandemie nutzen mehr Senioren Gesundheitsapps

Berlin – Gesundheitsapps sind bei älteren Menschen in der Coronapandemie beliebter geworden. Das berichtet der Digitalverband Bitkom mit Verweis auf eine repräsentative Umfrage, bei der jeweils im Januar und im Juni dieses Jahren über 1000 Personen über 65 zur Nutznug solcher Anwendungen befragt wurden.
Je knapp die Hälfte der Befragten gab demnach an, das Internet regelmäßig zu nutzen. Von diesen Onlinern berichteten laut Bitkom im Juni 29 Prozent, bereits Apps genutzt zu haben, die sich mit den Themen Sport, gesunde Ernährung oder anderen Gesundheitsthemen befassen. Im Januar seien es mit 25 Prozent noch weniger gewesen.
Am beliebtesten sind laut Umfrage Apps, die Köper- und Fitnessdaten aufzeichnen, beipsielsweise die Herzfrequenz, Blutdruck oder gegangene Schritte. Gut jeder fünfte über 65-Jährige Internetnutzer hat solche Anwendungen laut Bitkom schon eingesetzt. Jeder zweite könne sich dies für die Zukunft vorstellen.
Knapp 16 Prozent nutzten den Angaben zufolge schon Apps, die lediglich über gesundheitliche Themen wie Fitness, Gewicht und Ernährung informieren. 33 Prozent der befragten Internetnutzer über 65 könnten sich dies künftig ebenfalls vorstellen.
Mit 15 Prozent ähnlich viele Senioren hätten bereits Anwendungen heruntergeladen, die auf Basis aufgezeichneter Fitness- und Körperdaten Tipps und Verhaltensratschläge geben, 36 Prozent würden darüber nachdenken. 13 Prozent gaben zudem an, Apps zur Unterstützung bei gesundheitsfördernden Übungen zu nutzen, beispielsweise für physiotherapeutische Rückengymnastik.
Zwar könne sich dem Bitkom zufolge fast die Hälfte der Befragten vorstellen, Anwendungen einzusetzen, die an die Einnahme von Medikamenten oder Impftermine erinnern. Tatsächlich heruntergeladen haben sich eine solche App eigenen Angaben zufolge aber erst acht Prozent der online aktiven Senioren.
Gerade einmal sechs Prozent benutzen laut Umfrage eine Anwendung, die Forschungsdaten rund um das Coronavirus sammelt. „Das Angebot für Gesundheitsapps wird weiter zunehmen“, ist Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder dennoch überzeugt. Er verweist auf die voraussichtlich Ende September auf Rezept erhältlichen digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGAs).
Ärzte und Psychotherapeuten warnen vor Risiken
Verordnen Ärztinnen oder Ärzte, Psychotherapeutinnen oder Psychotherapeuten die vom Bundesamt für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) in ein vorläufiges DiGA-Verzeichnis aufgenommene Anwendung, trägt die Krankenkasse die dafür anfallenden Kosten. Bislang haben 15 Entwickler einen entsprechenden Antrag eingereicht, um in die Liste aufgenommen zu werden.
Verschiedene Organe der Selbstverwaltung, darunter die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns (KVB) sowie die Landespsychotherapeutenkammer Rheinland-Pfalz (LPK RLP), haben im Zusammenhang mit den Apps auf Rezept bereits zur Vorsicht gemahnt. Qualität und Datenschutz seien nicht ausreichend transparent, so der KVB-Vorstand. Die Patienten dürften nicht zu „Versuchskaninchen der IT-Industrie und der App-Programmierer gemacht werden“.
Die Präsidentin der Standesvertretung der Landespsychotherapeutenkammer Rheinland-Pfalz, Sabine Maur, warnte vor zu hohen Erwartungen: „Eine App, die ‚per Mausklick’ gegen Depressionen helfen soll, ist eine Irreführung von psychisch belasteten Menschen, die Hilfe suchen“. Wenn jemand mit Depressionen an einer solchen App scheitere, könnten die Depressionen noch schlimmer werden.
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