Inanspruchnahme und Kosten des Rettungsdienstes weisen erhebliche regionale Unterschiede auf

Berlin – Inanspruchnahme und Kosten des Rettungsdienstes unterscheiden sich regional in erheblichem Maße. Dies geht aus einer Analyse des Barmer Instituts für Gesundheitssystemforschung (bifg) hervor.
Laut den Daten des bifg – diese basieren auf Zahlen der Barmer, die im Jahr 2022 rund 8,7 Millionen Personen versicherte – variierten die Nutzungsraten je 1.000 Einwohnerinnen und Einwohner erheblich. So lag die Nutzungsrate des Rettungsdienstes ohne Notarzt in der Spannbreite von 84,6 in Bayern und 223,2 in Berlin – ein Faktor von mehr als 2,6.
Die Nutzungsraten des Rettungsdienstes mit Notarzt variierten um mehr als das 2,1-fache (19,1 in Bremen und 41,3 in Sachsen). Die Luftrettung wurde am häufigsten in Brandenburg (Rate 2,4) und am seltensten in Nordrhein-Westfalen (Rate 0,6) eingesetzt.
Ähnlich Unterschiede zeigt die Analyse des Medians der jeweiligen Fallkosten. Dieser lag für bodengebundene Transporte mit Notarzt in Schleswig-Holstein um 132 Prozent höher (1.530 Euro) als in Berlin (660 Euro). Interessanterweise wurden hier auch zwischen den deutschen Stadtstaaten recht große Unterschiede festgestellt: In Hamburg (1.040 Euro) und Bremen (1.130 Euro) lagen die Kosten im Median deutlich über denen in Berlin.
Der Median der Fallkosten für einen Bodentransport ohne Notarzt variierte zwischen 160 Euro in Bayern und 830 Euro in Schleswig-Holstein. Die Luftrettung war in allen Bundesländern das teuerste Rettungsmittel (Spanne: 1.530 Euro in Hamburg bis 4.110 Euro in Baden-Württemberg).
Analysiert wurde auch der Faktor der Mehrfachnutzung. Demnach nahm ein Drittel aller Rettungsdienstnutzerinnen und -nutzer mehr als einmal den Rettungsdienst in Anspruch. Auf diese Mehrfachnutzer entfielen deutschlandweit knapp zwei Drittel aller Rettungsdienstfälle (65 Prozent). Die jeweiligen regionalen Anteile reichten von 55,8 Prozent in Sachsen-Anhalt bis 81 Prozent in Berlin.
Die Expertinnen und Experten des bifg weisen in diesem Zusammenhang darauf hin, dass die Untersuchungsergebnisse darauf hindeuten, dass besonders pflegebedürftige Personen eine hohe Rettungsdienstnutzungsrate aufwiesen. Dies deute auf mögliche Effizienzgewinne durch innovative Therapie- und Pflegeansätze zur Vermeidung von Krankenhausaufenthalten hin.
Auch die Stärkung der Gesundheitskompetenz und die Einrichtung von präventiven Notfalleinheiten könnten zu einer effektiveren und effizienteren Nutzung von Gesundheitsdiensten, einschließlich des Rettungsdienstes, beitragen. Denn: Ein weiteres Merkmal, das mit der wiederholten Inanspruchnahme des Rettungsdienstes in Verbindung stand, war der sozioökonomische Status – welcher in enger Verbindung mit der Gesundheitskompetenz des Einzelnen steht.
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