Vermischtes

Investitionen in Klimaschutz würde Bedrohung durch Klimawandel reduzieren

  • Mittwoch, 5. Februar 2025
/picture alliance, imageBROKER, Manuel Kamuf
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Berlin – Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) hat die Einrichtung eines Klimafonds für Krankenhäuser gefordert, über den ein klimafreundlicher Umbau finanziert werden soll. Der Fonds sollte ein Volumen von 31 Milliarden Euro haben und bis mindestens 2035 laufen. Das notwendige Volumen hat das Institute for Health Care Business (hcb) in einem Gutachten errechnet, das von der DKG in Auftrag gegeben wurde.

„Der Klimaschutz hat für uns alle eine große gesellschaftliche Bedeutung – auch, wenn das Thema aktuell im Wahlkampf hinter andere Themen zurücktritt“, betonte DKG-Chef Gerald Gaß. „Das Thema Klimawandel ist für uns alle elementar.“

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat den Klimawandel als die größte Bedrohung für die Gesundheit der Menschen im 21. Jahrhundert bezeichnet. Dabei kann der Klimawandel kann nur eingedämmt werden, wenn die Nationen ihre Treibhausgasemissionen reduzieren.

Das deutsche Gesundheitswesen sei für etwa 4,4 Prozent der Gesamtemissionen Deutschlands verantwortlich, betonte Gaß. Den größten Anteil daran hätten die deutschen Krankenhäuser – unter anderem, weil sie von den Bundesländern im Hinblick auf die Investitionsmittel seit langem vernachlässigt würden.

„Statt ihrer gesetzlichen Pflicht nachzukommen, die Investitionskosten der Kliniken vollständig zu decken, haben die Länder nur rund die Hälfe der tatsächlichen Kosten getragen“, kritisierte Gaß. Deshalb hätten die Kranken­häuser nicht die Möglichkeit, in einen klimafreundlichen Umbau zu investieren.

Das hcb hat in seinem Gutachten errechnet, wie hoch die Investitionsmittel sein müssten, um alle deutschen Akutkrankenhäuser, inklusive der Universitätsklinikum, nach Klimaschutzvorgaben umzubauen. Demnach beläuft sich der Investitionsbedarf auf 36,6 Milliarden Euro. Alleine 21,4 Milliarden Euro davon müssten aufgebracht werden, um die Gebäudehüllen zu sanieren.

„Darin sind allerdings noch keine Klimaschutzmaßnahmen enthalten“, erklärte der Geschäftsführer des hcb, Boris Augurzky, heute vor Journalisten in Berlin. Weitere 11,5 Milliarden Euro seien für Klimaschutzinvestitionen in die Gebäudehüllen notwendig sowie 3,7 Milliarden Euro für Investitionen in Photovoltaikanlagen, Wärme- und Kälte­erzeugung, LED-Beleuchtung oder Mobilität.

Auch psychiatrische Kliniken mitdenken

Da sich die Krankenhauslandschaft im Rahmen des anstehenden Transformationsprozesses in den kommenden zehn Jahren jedoch verändern werde, reduziere sich auch der Investitionsbedarf für den Klimaschutz auf etwa 31 Milliarden Euro, so Augurzky, unter anderem, weil Krankenhausstandorte wegfielen.

Für den klimafreundlichen Umbau der psychiatrischen Krankenhäuser müssten weniger Investitionsmittel einge­setzt werden als für den Umbau von Akutkrankenhäuser, da psychiatrische Kliniken ja zum Beispiel über weniger Gerätschaften verfügten, erklärte Augurzky. Etwa 25 Prozent der Investitionsmittel für Akutkrankenhäuser seien dabei dennoch notwendig.

Gesamtgesellschaftlicher Nutzen

Gaß schlug vor, die Mittel für den Krankenhaus-Klimafonds aus den Einnahmen zu nehmen, die durch die CO2-Bepreisung entstehen. Auf diese Weise komme ein großer Betrag zusammen, der unter anderem für die klima­freundliche Umgestaltung der deutschen Krankenhäuser verwendet werden könnte, meinte Gaß.

Er betonte dabei den gesamtgesellschaftlichen Nutzen, den eine Reduzierung der Treibhausgasemissionen habe: „Das Einsparpotenzial ist riesig.“ Heute verbrauche ein Krankenhausbett in etwa so viel Strom und Wärmeenergie wie zwei Einfamilienhäuser. Investitionen in den Klimaschutz würden insofern sehr schnell zu hohen CO2-Einspa­rungen führen.

Und auch finanziell würden sich die Investitionen amortisieren. „Wenn es uns gelingt, durch modernisierte Ge­bäude Treibhausgasemissionen zu reduzieren, senken wir zugleich die Betriebskosten der Krankenhäuser“, sagte Gaß.

Und niedrigere Betriebskosten würden zu niedrigeren Landesbasisfallwerten und somit zu geringeren Ausgaben für die gesetzliche Krankenversicherung führen. Für die Krankenhäuser ergebe sich zudem der Vorteil, dass sie zu attraktiveren Arbeitgebern würden. „Wie wir aus Studien wissen, haben Krankenhäuser, die sich dem Klimaschutz widmen, im Wettbewerb um Fachkräfte bessere Chancen“, sagte Gaß.

Der DKG-Vorsitzende betonte, dass der Zeitpunkt am Vorabend der Krankenhausreform günstig sei, um auch die Transformation der Krankenhäuser hin zu mehr Klimaschutz umsetzen. „Gerade jetzt ergibt sich durch die Kran­kenhausreform und den damit verbundenen Umbau der Krankenhauslandschaft die einmalige Chance, auch die Klimaneutralität der Krankenhäuser voranzubringen“, sagte Gaß. „Doch dazu braucht es vernünftiges planerisches und strategisches Vorgehen. Deshalb muss bei allen Um- und Neubauten im Zuge der Krankenhausreform Klimaschutz mitgedacht werden.“

Das Ende vergangenen Jahres verabschiedete Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz (KHVVG) beinhaltet Maßnahmen, die eine Bündelung von Krankenhausleistungen vorsehen. Mit dem Transformationsfonds sollen dabei Investitionen in Höhe von 50 Milliarden Euro für einen Zeitraum von zehn Jahren zur Verfügung gestellt werden, um die Transformation der Krankenhauslandschaft zu finanzieren. Maßnahmen zum Klimaschutz können dabei derzeit allerdings nicht finanziert werden.

Augurzky betonte, dass ein eigener Krankenhaus-Klimafonds notwendig sei, da alle deutschen Krankenhäuser im Hinblick auf den Klimaschutz umgestaltet werden müssten, über den Transformationsfonds aber nur etwa 500 Krankenhäuser, als circa ein Drittel aller Akutkrankenhäuser, umgestaltet werden sollen.

Zwar könne man den Transformationsfonds für Klimaschutzmaßnahmen öffnen, das würde jedoch nur zu einer Verschiebung der Gelder von einem Fonds in den anderen führen. Gaß wünschte sich in diesem Zusammenhang, dass Krankenhäuser nur einen Antrag stellen müssten, der dann auch nur einmal geprüft werde.

Auch Augurzky erklärte, dass die Transformation der Krankenhauslandschaft und der klimafreundliche Umbau der Krankenhäuser zusammen gedacht werden müssten. „Die Gründe für die Transformation liegen nicht im Klima­wandel, sondern zum Beispiel im demografischen Wandel und dem Fachkräftemangel“, sagte Augurzky.

Der Zeitraum für beide Entwicklungen sei aber der gleiche. Deshalb müssten jetzt beide Bereiche angegangen werden. „Es geht nicht, dass wir uns zuerst auf die Transformation konzentrieren und erst hinterher den Klimaschutz angehen“, betonte er.

fos

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